
Kleine Momente
Vor einiger Zeit las ich unter einem von mir veröffentlichten Interview über meine Arbeit als freiberufliche Fotografin, dass man mich für meinen Mut, diesen Schritt gegangen zu sein, sehr bewundern würde.
Als ich diesen Schritt jedoch tat, fühlte sich dies für mich gar nicht so mutig an. Es war eher eine Möglichkeit für mich, etwas in meinem damaligen Leben zu ändern, aus den vorher so geordneten Bahnen eines sicheren Jobs auszubrechen, der mich die letzten Jahren nicht mehr so recht glücklich gemacht hatte. Ich war unzufrieden und ich träumte von einer besseren Zukunft.
Ich dachte damals zudem, mit einem Kind würde alles besser werden und das Leben ergäbe dann einen Sinn. Als mein Sohn gesund geboren wurde, erfüllte sich mein Traum. Doch schnell merkte ich, dass die Rolle der selbstaufopfernden Mutter so gar nicht mein Ding war und ich wollte schnell wieder arbeiten. Doch beide Dinge – einer Arbeit nachzugehen und Mutter zu sein – ließen sich für mich nicht in dem Maße vereinbaren, wie mein Kind und der Arbeitgeber es forderten.
Der Schritt in die Freiberuflichkeit war das, was mir nun die Möglichkeit bot, beides miteinander zu vereinbaren. Diese Entscheidung wird in diesem Jahr bereits fünf Jahre alt und ich habe seitdem soviel erlebt, dass ich eigentlich darüber auch mal ein Buch schreiben sollte.

Leider ist das Leben als freiberufliche Mutter nicht so rosig, wie das von außen vielleicht wirken mag. Schöne Fotografien täuschen oft über die Realität hinweg. Das schwierigste dabei ist für mich, meinen eigenen Weg und Stil zu finden und diesem dann treu zu bleiben. So habe ich Projekte gemacht, die ich im Nachhinein hätte niemals beginnen dürfen, weil sie einfach nicht zu mir gepasst haben. Bei denen ich inhaltlich und persönlich in der Umsetzung nicht mit mir zufrieden war. Vor allem haben diese mich viel Kraft gekostet, Kraft, die ich lieber in andere Dinge hätte stecken sollen.
Manche Monate sind so an mir vorbei gegangen, in denen ich die Veränderung der Jahreszeiten nicht mehr wahrgenommen habe. Berge von Verpflichtungen – Abgabetermine, unzählige Nachrichten, die beantwortet werden sollten, bürokratische Aufgaben und, nicht zu vergessen, die familiären Termine– führten zu viel Unruhe und Stress.
Am meisten hat mich bedrückt, keinen Antrieb mehr zu haben, für mich fotografieren zu gehen und kreativ zu werden. Die finanziellen Unbeständigkeiten verstärkten die Anspannung und jede Stunde, die ich nicht gearbeitet habe, verursachten Schuldgefühle, zu wenig gemacht zu haben. In dieser Zeit habe ich angefangen, Bücher und Zeitschriften zu suchen, in denen ich mich und meine Gedanken wieder finden konnte. Schnell stellte ich fest, dass ich die vielen tollen Tipps aus Magazinen, wie Flow oder Emotion Slow, nicht umsetzen konnte. Sie fühlten sich fremd für mich an, aufgezwungen und realitätsfern. Untermalt mit schönen Bildchen, die mir eine Realität vorgaukeln, die es nicht gibt. Ich fühlte mich beispielsweise von Frauen, die über ihr Burnout geschrieben haben und heute als „Juice-Coach“ andere glücklich machen, einfach nicht angesprochen.
(Solltest du wie ich nach „sinnvoller“ Literatur suchen, empfehle ich gerne das Buch „Die Sinn-Diät„. Ein Buch, in dessen Inhalt dem ich mich oft wiedergefunden habe. )
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An dieser Stelle sollte eigentlich die positive Geschichte kommen, wie ich anderen zeigen kann, wie man als Freiberuflerin, Mutter und Ehefrau superglücklich und erfolgreich werden kann. Doch diese Geschichte gibt es nicht. Es kommen noch immer viele Tage vor, in denen ich alles hinwerfen möchte und überlege, ob man mich bei Aldi um die Ecke als Kassiererin nehmen würde. Wäre dann das Leben nicht um so vieles Einfacher?
Aber den Gedanken verwerfe ich dann wieder, denn man würde mich bestimmt nach einem Tag schon wieder rauswerfen, da ich mit Zahlen wenig im Sinn habe und so alles durcheinander bringen würde.
So versuche ich, mir immer wieder, ohne schlechtes Gewissen Auszeiten zu nehmen und Dinge zu tun, die mir mein reines Pflichtbewusstsein eigentlich verbieten.
Ich war vor kurzem an einem Montagmorgen im Botanischen Garten mit einer Kanne Kaffee und mit meiner Kamera und habe dort – zur Belustigung der dortigen Gärtner – fotografiert und den kalten sonnigen Wintermorgen genossen. Auch mit dem Bewusstsein, dass ich diese Bilder beruflich so gar nicht gebrauchen kann. Ich hatte mich in letzter Zeit oft dabei ertappt, Bilder machen zu wollen, von denen ich glaubte, die wären sinnvoll für die Bildagentur oder für ein Buchprojekt.
Wo bleibt dabei die persönliche künstlerische Freiheit?
Ich erlaube mir auch, kurze Reisen zu unternehmen, obwohl ich weiß, dass man sich in meinem Umkreis bestimmt darüber auslässt, wie ich mir dies leisten kann. Doch das Leben ist viel zu kurz und was gibt es schöneres, als sich Landschaften anzuschauen und fremde Kulturen kennen zu lernen. Es müssen ja nicht die aufwendigen teuren Flugreisen in fremde Länder sein, Reisen innerhalb Deutschlands und Europa machen mich so dankbar und glücklich, vor allem wenn mich meine Familie begleitet und wir diese Zeit zusammen erleben.
In diesen Momenten sammle ich dann wieder die Kraft für zukünftige Projekte und es entstehen neue Ideen. Die Suche nach dem allumfassenden Glück habe ich jedoch aufgegeben. Nun ja, was ist schon Glück? Vielmehr versuche ich dankbar zu sein, die wenigen schönen Momente mit meiner Familie erleben zu können. Ich bin nicht glücklicher, wenn ich erfolgreicher bin und mehr konsumieren könnte. Ich versuche mich von dem gesellschaftlichen Druck zu lösen, der den Erfolg nach der Zahl der Leser in den eigenen Social-Media-Accounts bemisst. Diese Welt ist nicht real. Was ist schon ein Like gegen eine Umarmung meines Sohnes? Was ist schon eine Stunde vor dem PC gegen eine Stunde in der Natur? Ich versuche langsam zu begreifen, was für mich persönlich zählt, was mich zufrieden macht und mir Freude bringt.
Ich möchte gerne mit dir meine persönliche Geschichte teilen. Vielleicht geht es dir auch so, dass du denkst, die anderen sind ja soviel erfolgreicher und glücklicher. Doch meine Erfahrung zeigt mir, dass der Schein oft trügt. Wir können nicht hinter jede Fassade gucken, wir würden dann vielleicht etwas ganz Anderes entdecken. Stattdessen sollten wir den Blick nach Innen richten. Etwas tun, was uns selber gut tut, egal was die anderen darüber denken. Wir leben in einer Gemeinschaft, in denen uns gesellschaftliche Konventionen und Konsumdruck unserer persönlichen Freiheit berauben. Es ist nicht leicht dem zu widerstehen und sich nach anderen Dingen zu orientieren.
Ich versuche es jeden Tag ein bisschen.
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Claus
Wie treffend und ehrlich geschrieben. Das macht Freude zu lesen, denn Du hast vollkommen recht und was Du beschreibst ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel und jede/r Freischaffende wird es schon so oder ähnlich erlebt haben.
Und bei bei allen Zweifeln, Verantwortungsgefühl und Existenzfragen: die/der, deren/dessen Herz das Freischaffende liebt, wird nicht tauschen wollen, sondern stürzt sich immer wieder mit Inbrunst in die Realität, die Leben heißt, dabei sich selbst fühlend, die inneren und äußeren Gegensätzlichkeiten im wild entschlossenen Spagat authentisch vereinend (lach), und – ganz wichtig – menschlich wachsend.
Deshalb, es braucht Mut und Mut und Mut, also weiter so. Die Früchte liegen eben genau in den täglichen, vermeintlich kleinen Dingen, die uns so bereichern.
Ein Gruß vom Ammersee, Claus