Zwischen Nebel und Unendlichkeit – Caspar David Friedrichs Einsamkeit im Angesicht der Natur
Sonderausstellung „Wo alles begann“ zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich im Albertinum, Dresden
Als ich den Raum betrat, in dem Caspar David Friedrichs ikonischer „Wanderer über dem Nebelmeer“ hängt, überkam mich eine sonderbare Mischung aus Ehrfurcht und Stille. Endlich durfte ich mein Lieblingsbild in Live und Farbe bewundern. Die Figur, mit dem Rücken zu mir, blickt auf ein grenzenloses Meer aus Nebel, das wie ein Ozean der Zeit vor ihm liegt. In diesem Moment fühlte ich die Einsamkeit, die Friedrichs Werke durchdringt – eine Einsamkeit, die nicht erdrückt, sondern zum Nachdenken einlädt. Es war ein Dialog mit der Stille und der Vergänglichkeit.
Einsamkeit als Metapher des Menschseins
Die Sonderausstellung im Dresdner Albertinum, die anlässlich Friedrichs 250. Geburtstags veranstaltet wird, führt uns direkt in das Herz seiner Kunst: Die Einsamkeit, die der Mensch empfindet, wenn er sich der Größe und Unergründlichkeit der Natur gegenübersieht. Friedrichs Landschaften sind keine bloßen Abbilder der Realität, sondern psychologische Räume, in denen der Betrachter mit seinen innersten Gefühlen konfrontiert wird. Ob der Morgennebel im Gebirge oder die karge Winterlandschaft, die den Tod in ihrer Stille ahnen lässt – Friedrich zeigt uns, dass Einsamkeit und Melancholie elementare Bestandteile unseres Daseins sind.
Melancholie: Die Schönheit des Vergänglichen
Es ist die Vergänglichkeit, die Friedrichs Gemälde prägt. Die abgestorbenen Bäume in seinen Bildern, die Ruinen einer Abtei oder die untergehende Sonne – alles deutet darauf hin, dass nichts von Dauer ist. Doch statt Verzweiflung vermittelt seine Kunst eine leise, fast tröstliche Melancholie. Sie erinnert uns daran, dass gerade die Vergänglichkeit das Leben so kostbar macht. In dieser Hinsicht ist Friedrich nicht nur Maler der Romantik, sondern ein Philosoph, der uns durch Bilder über die großen Fragen des Lebens nachdenken lässt
Die Ausstellung: Ein Spiegel der Seele
Die Ausstellung „Wo alles begann“ zeigt Friedrich in seiner ganzen Vielschichtigkeit. Neben Meisterwerken wie dem „Wanderer über dem Nebelmeer“ oder der „Huttens Grab“ bietet sie auch tiefere Einblicke in seine weniger bekannten Arbeiten, darunter Zeichnungen, Skizzen sowie Informationen über Maltechniken, Pigmente usw.. Besonders beeindruckend ist, wie die Kuratoren Friedrichs Werke in einen Dialog mit den Landschaften setzen, die ihn inspirierten: die Sächsische Schweiz, die Ostseeküste, aber auch die Gedankenwelt seiner Zeit. Seine Kunst wird hier zum Fenster in die Seele eines Künstlers, der die Natur nicht einfach sah, sondern fühlte.
Medientipp
Bevor du in die Ausstellung gehst, schau dir vorab die Arte Reportage: Die Entdeckung der Unendlichkeit an. Sie ist noch bis zum 7.7.2025 online.
„Caspar David Friedrich war der bedeutendste Maler der deutschen Romantik und ist heute einer der berühmtesten Künstler weltweit. Seine Gemälde, die eine einzigartige Verbindung zwischen Mensch und Natur einfangen, sind zeitlose Meisterwerke, die die Betrachter in ihren Bann ziehen. Er hat den „Wanderer über dem Nebelmeer“ geschaffen und den „Mönch am Meer“, ein noch heute erschütterndes Bild über die existenzielle Einsamkeit des Menschen, aber auch mit den „Kreidefelsen auf Rügen“ ein faszinierendes Bild über die menschliche Sehnsucht.
Friedrichs einzigartiger Stil, der von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur geprägt ist, fängt die unendliche Schönheit und Transzendenz der Landschaft ein und verleiht ihr eine symbolische Bedeutung, die über das Sichtbare hinausgeht. Die Dokumentation wirft ein neues Licht auf das Werk des großen Romantik-Malers. Sie nimmt das Publikum mit auf eine faszinierende Reise durch Friedrichs Leben und Werk. In Norwegen, Finnland und Deutschland an beeindruckenden Natur- und Originalschauplätzen gedreht, beleuchtet die Dokumentation insbesondere die Aktualität seiner Kunst und die Bedeutung seines Verhältnisses zur Natur für die heutige Zeit.
Mit Hilfe von Experten und zeitgenössischen Künstlern, darunter der isländisch-dänische Künstler Ólafur Elíasson, die finnische Fotokünstlerin Elina Brotherus, der norwegische Buchautor, Kunstsammler und Abenteurer Erling Kagge, der Publizist Florian Illies, der Kunsthistoriker Markus Bertsch und die Kunsthistorikerinnen Kia Vahland und Birte Frenssen, bietet die Dokumentation eine umfassende und fesselnde Betrachtung von Friedrichs Werk.“
Ein stiller Nachklang
Beim Verlassen der Ausstellung fühlte ich eine Schwere und eine Leichtigkeit zugleich. Friedrichs Bilder hinterlassen Spuren – sie fordern uns auf, die Einsamkeit nicht zu fürchten, sondern sie zu umarmen, die Vergänglichkeit nicht zu leugnen, sondern sie zu feiern. Diese Ausstellung ist nicht nur eine Reise durch Friedrichs Werk, sondern auch eine Reise zu uns selbst.
Sonderausstellung: Wann und Wo
Die Ausstellung „Wo alles begann – Der Maler“ ist noch bis zum 5. Januar 2025 im Albertinum, Dresden zu sehen. Bitte reserviere vorab Karten für die Ausstellung. Ein ergänzender Einblick in Friedrichs Zeichnungen erwartet die Besucher im Kupferstich-Kabinett. Für alle, die den Zauber der Romantik spüren wollen, ein absolutes Muss.
Ich persönlich fand die Ausstellung sehr gelungen, auch wenn mir einige Bilder wie z.B. die Wissower Klinken „Kreidefelsen auf Rügen“ gefehlt haben.
Nimm dir viel Zeit für die Ausstellung, plane mindestens 1-2 Stunden ein. Im Foyer gibt es einen wunderbaren Buchladen mit vielen Büchern über Caspar David Friedrich und ein kleines Café.
Direkt neben dem Albertinum gibt es zwei Parkmöglichkeiten. Die einfachste ist die Tiefgarage direkt neben dem Albertinum.
PS: In der Ausstellung darf fotografiert werden!
PPS: Wer den „Wanderer über dem Nebelmeer“ noch sehen möchte, sollte sich beeilen. Nach der Ausstellung in Dresden geht er laut einer Ausstellungsmitarbeiterin nach New York in eine Ausstellung und kehrt nicht gleich nach Hamburg zurück.
Zum Schluss noch eine digitale Collage. Sie entstand aus dem Bild „Wanderer über dem Nebelmeer“ und einem Foto, das ich in der Sächsischen Schweiz gemacht habe. Es wurde am frühen Morgen auf dem Gamrig aufgenommen, als überall im Tal der Nebel aufstieg. Die ganze Geschichte zu diesem Bild findest du in meinem Buch: Gefühl und Verstand – Naturfotografie Kapitel: Der perfekte Moment
Gefühl und Verstand – Naturfotografie
von Jana Mänz
Bist du bereit, die Natur durch eine ganz neue Linse zu sehen? Jana Mänz zeigt dir in ihrem Buch „Gefühl und Verstand – Naturfotografie“, wie du mit deiner Kamera nicht nur Bilder, sondern echte Emotionen einfangen kannst. Lass dich von ihrer einzigartigen Verbindung aus Technik und Gefühl inspirieren.
Stell dir vor, du könntest in jedem Foto die Schönheit und Tiefe der Natur festhalten, genau wie Jana. Ihr Buch enthüllt die Geheimnisse, die deine Fotografien auf das nächste Level heben werden.
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Zuletzt kommentiert
Simone
Danke, Jana, für Deine Vorstellung der Ausstellung.
Ich habe mich dieses Jahr intensiv mit CDF befasst. Unbedingt lesenswert ist das erschienene Buch von Florian Illies. Da gibt es viel mehr Infos zu vielen seiner Werke im Kontext seiner Zeit und deren Verbleib. Ich empfehle es allen.
Liebe Grüsse aus dem Schwarzwald
Simone
Jana Mänz
SimoneLiebe Simone, warst du in der Ausstellung in Dresden bzw davor war sie ja in Hamburg? In Dresden gibt es an der Ausstellung einen Buchshop. Mich hat die Auswahl der Bücher, die alleine zu CDF erschienen sind, fast erschlagen. Ich wusste nicht, das es sooooo viel gibt. Am Ende habe ich zwei andere Bücher gekauft :-) Vielen Dank für deinen Buchtipp.