
Frohes neues Jahr 2025!
Wie frohes neues Jahr? Ende Januar? Jana, hast du nicht was verwechselt? Nein, habe ich nicht. Denn heute am 29. Januar 2025 feiert man in Ostasien das neue Jahr.
Wenn der Drache geht und die Schlange kommt – Warum das neue Jahr in Asien erst jetzt beginnt
Während der Januar in Europa längst von Kalenderblättern abgetragen wurde, beginnt in vielen Teilen Asiens das neue Jahr erst jetzt. Kein abruptes Umschalten vom alten zum neuen Jahr, keine Silvesterknaller, die das Vergangene vertreiben sollen. Stattdessen ein Fest, das mit dem Mond atmet, das sich Zeit nimmt, um Wurzeln und Geschichten zu ehren.
Ein Neujahr, das nicht am 1. Januar beginnt
In China nennt man es Chūn Jié 春节, das Frühlingsfest, auch wenn der Winter noch in den Straßen liegt und dauert offiziell 15 Tage. In Korea heißt es Seollal 설날, ein Fest, das weniger den Beginn eines neuen Jahres feiert als den fortwährenden Kreis von Generationen. In Vietnam ist es Tết, eine Zeit, in der Familien zusammenkommen, Räucherstäbchen entzündet werden und die Ahnen für einen Moment spürbar nah sind.
Anders in Japan. Dort wurde der alte Mondkalender längst abgelöst, und das Neujahr fällt auf den 1. Januar. Doch wer genau hinschaut, es sind viele traditionelle Elemente im Shōgatsu (正月) erhalten geblieben. In Okinawa feiert man das neue Jahr teilweise noch nach dem Mondkalender, und überall im Land gibt es Bräuche wie den ersten Tempelbesuch (Hatsumōde 初詣), das Schreiben von Wünschen auf kleine Holztafeln oder das traditionelle Neujahrsessen Osechi-Ryōri (おせち料理).
Warum also beginnt das Jahr in China, Korea und Vietnam erst jetzt? Der Grund liegt im alten Mond-Sonnen-Kalender. Das neue Jahr startet nicht einfach an einem festen Datum, sondern folgt dem zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende. Es ist ein sanftes Hineingleiten in die Zeit, als würde das Jahr erst dann beginnen, wenn die Dunkelheit ihren tiefsten Punkt überschritten hat und das Licht langsam zurückkehrt.
- China (Chinesisches Neujahr, 春节 Chūn Jié)
- Korea (Seollal, 설날)
- Vietnam (Tết Nguyên Đán, oft nur Tết genannt)
- Mongolei (Tsagaan Sar, Цагаан сар)
- Malaysia, Singapur, Indonesien, Thailand, Philippinen – hier gibt es große chinesische Gemeinschaften, die das Fest mit eigenen Traditionen begehen.
China, Korea, Japan – Drei Kulturen, drei Arten des Feierns

China: Ein Fest der roten Laternen und des Wiedersehens
China versinkt zum Neujahrsfest in Rot. In den Straßen leuchten Laternen, an den Türen kleben Glückssymbole, auf den Tischen dampfen Festmahle. Familien reisen oft tausende Kilometer, um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen. Es ist die größte Völkerwanderung der Welt, ein jährliches Heimkehren, das selbst die modernsten Städte in einen Stillstand versetzt.
Kinder erhalten rote Umschläge mit Geld, um ihnen Glück zu bringen. Löwentänze, Feuerwerke und Knallkörper sollen böse Geister vertreiben. Und während das Fest offiziell 15 Tage dauert, lebt die Energie des Neubeginns noch lange nach.
Das chinesische Neujahrsfest ist das größte Fest des Landes, ein Moment des Zusammenkommens, der Erinnerungen, der Wünsche für die Zukunft. Doch seine Ursprünge verlieren sich im Nebel der Zeit. Man vermutet, dass es aus Winterzeremonien zur Verehrung der Götter und Ahnen während der Shang-Dynastie (1600–1046 v. Chr.) entstanden ist. Schon damals versammelten sich die Menschen, um Schutz und Segen für das kommende Jahr zu erbitten.
Im Laufe der Jahrhunderte nahm das Fest seine heutige Form an. Während der Tang-, Song- und Qing-Dynastien wurden Bräuche verfeinert: ein großes Familienessen, Glücksbringer in Rot, Feuerwerk, um böse Geister zu vertreiben. Doch der Name „Frühlingsfest“ (春节 Chūnjié) ist überraschend jung – er stammt erst aus dem Jahr 1912, als die Republik China den Gregorianischen Kalender einführte. Ursprünglich hieß das Fest Yuándàn (元旦), doch dieser Begriff wurde auf den 1. Januar übertragen, und Sun Yatsen prägte den neuen Namen „Frühlingsfest“.
Das Monster Nian und die Angst vor der Dunkelheit
So fest verwurzelt die Geschichte vom Monster Nian (年) heute im Frühlingsfest ist, so überraschend neu ist sie eigentlich. Vor dem 19. Jahrhundert gab es keinerlei Aufzeichnungen darüber. Die Legende erzählt von einem Ungeheuer, das im Winter, wenn die Nahrung knapp wurde, in die Dörfer kam, um Ernten zu zerstören und Kinder zu verschlingen. In ihrer Not begannen die Dorfbewohner, Feuer zu entzünden, ihre Häuser rot zu schmücken und laute Geräusche zu machen, um Nian zu vertreiben. Die Methoden wirkten, und jedes Jahr aufs Neue feierten sie ihren Sieg, indem sie Trommeln schlugen, Feuerwerke zündeten und Drachen- sowie Löwentänze aufführten. Auch wenn die Geschichte selbst eine spätere Erfindung ist, spiegeln sich in ihr viele der alten Bräuche des Neujahrsfestes wider.

Die zwölf Tiere des chinesischen Tierkreises – eine Geschichte über List und Schicksal
Weit älter als die Nian-Legende ist die Geschichte der zwölf Tierkreiszeichen, die jedes Jahr einem bestimmten Tier zuordnen. Shēngxiào (生肖), das zwölfjährige Tierkreissystem, reicht mindestens bis ins erste Jahrhundert n. Chr. zurück, seine Ursprünge sind jedoch unbekannt.
Der Legende nach war es der Jadekaiser, der Herrscher des Himmels, der bestimmte, welche zwölf Tiere den Kalender prägen sollten. Er ordnete ein Wettrennen an: Die ersten zwölf Tiere, die bei ihm ankamen, würden als Zeichen des Zyklus auserwählt.
Die kluge Ratte machte sich früh auf den Weg, doch sie wusste, dass der Ochse schneller war. Also überredete sie ihn, sie auf seinem Rücken mitzunehmen. Als sie das Ziel erreichten, sprang die Ratte in einem letzten Moment der List vor dem Ochsen auf den Boden – und wurde so das erste Tier im Tierkreis. Der Ochse musste sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben.
Jedes Tier in dieser Reihenfolge trägt eine eigene Symbolik: Der Tiger ist mutig, der Hase sanftmütig, der Drache kraftvoll, die Schlange weise. Und so geht es weiter, bis das Schwein als letztes Tier den Zyklus vollendet.
Diese alten Geschichten, verwoben mit Himmel und Erde, mit Listen und Glück, mit Dunkelheit und Licht, prägen das chinesische Neujahr bis heute. Ein Fest des Neubeginns, aber auch ein Echo uralter Zeiten.
Weißt du, in welchem chinesischen Tierkreiszeichen du geboren wurdest? Ich bin ein Feuer-Drache und du? Das kannst du hier herausfinden.
Damit du weißt, wann in den nächsten 5 Jahren das Frühlingsfest mit welchem Tierkreiszeichen ist:
- 29. Januar 2025 – Jahr der Schlange (巳年, Sì nián)
- 17. Februar 2026 – Jahr des Pferdes (午年, Wǔ nián)
- 6. Februar 2027 – Jahr der Ziege (未年, Wèi nián)
- 26. Januar 2028 – Jahr des Affen (申年, Shēn nián)
- 13. Februar 2029 – Jahr des Hahns (酉年, Yǒu nián)

Korea: Seollal – Die Verbeugung vor der Vergangenheit
In Korea ist das Neujahrsfest weniger laut, weniger feurig, aber nicht weniger bedeutend. Der wichtigste Moment? Sebae (세배) – eine tiefe Verbeugung vor den Älteren, ein Zeichen von Respekt und Dankbarkeit. Man sitzt im Kreis, erzählt Geschichten, isst gemeinsam Tteokguk (떡국) – eine Reissuppe, die symbolisiert, dass man mit jedem Löffel ein Jahr älter wird.
Während in China das Fest lautstark nach vorne blickt, ist Seollal ein Rückblick, eine Verbindung zur Vergangenheit. Man gedenkt der Ahnen mit Charye (차례), einem Ritual, bei dem Speisen sorgfältig angeordnet werden, um die Verstorbenen zu ehren.

Japan: Ein stiller Neuanfang
Japan feiert Neujahr seit 1873 nach dem gregorianischen Kalender. Statt lauter Feste gibt es ein sanftes Hineingleiten ins Jahr. Osechi-Ryōri 御節料理, kunstvoll arrangierte Speisen, werden in kleinen Lackboxen serviert, jede Zutat voller Bedeutung. Am ersten Morgen besucht man einen Schrein oder Tempel, der erste Sonnenaufgang des Jahres wird mit Ehrfurcht betrachtet.
Trotz der offiziellen Verschiebung auf den 1. Januar bleibt eines bestehen: Neujahr ist eine Zeit der Reinigung, des Neubeginns, des ruhigen Sortierens von Altem und Neuem.

Vom Drachen zur Schlange – Was bedeutet das für 2025?
2024 war das Jahr des Drachen. Ein Jahr der Kraft, des Wandels, voller Energie und Umbrüche. Drachenjahre sind groß, laut, ungestüm – sie reißen mit, lassen Dinge entstehen und stürzen sie manchmal genauso schnell wieder ein. Ich selber bin im Sternzeichen des Drachen geboren und ja, 2024 war für mich ein ungestümes Jahr.
Nun kommt die Schlange. Ihr Jahr beginnt leise, fast unbemerkt. Die Schlange ist kein Sturm, sondern ein Flüstern. Sie beobachtet, bewegt sich vorsichtig, sucht nach dem richtigen Moment. Während der Drache voran stürmt, zieht sich die Schlange zurück, denkt nach, wägt ab. 2025 wird ein Jahr der Transformation – aber nicht durch Feuer und Explosionen, sondern durch stille Entscheidungen, durch das Verstehen von Dingen, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden.
Und du?
Vielleicht hast du das Jahr schon hinter dir gelassen, bevor es richtig begonnen hat. Zwischen Terminen und Aufgaben ist der Jahreswechsel nur eine Randnotiz geblieben.
Doch was wäre, wenn ein Neuanfang nicht an ein Datum gebunden wäre? Wenn das neue Jahr nicht mit Raketen beginnt, sondern mit einem leisen Wandel – wie der Winter, der sich langsam in den Frühling verwandelt?
Das asiatische Neujahrsfest folgt dem Rhythmus des Mondes, nicht dem Ticken der Uhren. Es erinnert uns daran, dass es nicht darauf ankommt, wann das Jahr offiziell beginnt, sondern wann wir es wirklich spüren.