Feuerwerk fotografieren leicht gemacht!
Früher hätte ich mich gefragt, warum ich im Januar einen Artikel über Feuerwerk schreiben sollte. Silvester ist doch gerade mal ein paar Tage her. Aber die Zeiten sind vorbei, dass man nur einmal im Jahr ein Feuerwerk sehen konnte. In der Hochzeitssaison kann man mittlerweile fast jedes Wochenende kleinere private Feuerwerke erleben. Dann kommen weitere Events dazu, wie Rhein in Flammen mit fünf verschiedenen Höhenfeuerwerken oder als Höhepunkt auf verschiedenen Stadtfesten oder Konzerten.
Doch was braucht man überhaupt, um ein Feuerwerk zu fotografieren? Bestimmt hast du dich einmal darin versucht, ein Feuerwerk zu fotografieren. Vielleicht warst du enttäuscht, dass es nicht so geworden ist, wie du es dir vorgestellt hast. In meinem Tutorial verrate ich dir ein paar Tipps und Tricks für gelungene Feuerwerks-Fotografien. Es ist nicht schwer, aber ein paar Einstellungen solltest du beachten.
Kamera & Objektive
Die Kamera
Die Kamera ist nicht das entscheidende Kriterium. Ein höherwertiges Smartphone wie LG G8s, Huawei P30 oder ein neueres iPhone-Modell schaffen es, Feuerwerke sehr schön einzufangen, sofern man nicht auf knackscharfe Pixel angewiesen ist, technische Mängel tolerieren bzw. auf kleinere Details wie Blendensterne verzichten kann. Manchmal kommt es nur darauf an, den besonderen Augenblick festzuhalten und weniger auf die technische Brillanz. Wenn du aber mehr lernen möchtest, dann lies weiter…
Hinweis: Kennst du schon mein neues Buch: „Naturfotografie mit dem Smartphone„?
Ob die Kamera eine Bridge, DSLM oder DSLR ist, das spielt ersteinmal keine Rolle, wichtig ist grundsätzlich, dass du die Belichtungszeit und Blende manuell einstellen kannst. Und das können die einfachsten Kameras.
Solltest du Anfänger sein, dann fotografiere mit der Kamera, die du hast! Fang erst einmal an, bevor du dich in den technischen Details verlierst, den je mehr du fotografierst, um so mehr werden sich deine Ansprüche verändern…
Bist du aber beim nächsten Feuerwerk auf technische Perfektion angewiesen, ist eine höherwertige Kamera mit einem guten Sensor sehr wichtig. Micro Four Thirds Kameras wären nicht meine erste Wahl, APS-C oder Kleinbild (Vollformat) sind die besseren Alternativen. Die Unterschiede siehst du, wenn du in die Details hineinzoomst. Doch noch wichtiger ist neben dem Sensor das verwendete Objektiv…
Meine Bilder habe ich mit DSLR Nikon D750, eine Vollformatkamera gemacht.
Das Objektiv
Grundsätzlich hängt die Wahl das Objektives davon ab, wie und wo du das Feuerwerk fotografieren möchtest. Bist du weiter weg und möchtest du es optisch heranholen, ist ein Teleobjektiv die richtige Wahl.
Stehst du in der richtigen Entfernung zum Feuerwerk und möchtest du die Landschaft mit einfangen, ist ein Normal (50mm) oder Weitwinkelobjektiv (20/35mm) die bessere Wahl (bedenke bei APS-C Kameras den Cropfaktor, der aus einem 50mm ein 75mm Objektiv macht!).
Solltest für den Anfang ein Standard Zoomobjektiv 18-55mm besitzen, dann übe damit. Auch ich habe damit angefangen. Aber vielleicht solltest du versuchen, weniger zu zoomen und dich auf eine Brennweite fokussieren. Später, wenn du dich sicher mit der Fotografie fühlst, kannst du auf hochwertigere Festbrennweiten umsteigen.
Ich persönlich würde nämlich aufgrund der Schärfe immer eine Festbrennweite favorisieren und statt zu zoomen, lieber meinen Standort wechseln.
Wer schon länger bei mir liest oder meine Artikel kennt, weiß, dass ich mein Nikkor 50mm 1.4 Objektiv* aufgrund der hervorragenden Abbildungsqualität über alles liebe. Aus diesem Grund habe ich mein letztes Feuerwerk auch mit diesem Objektiv aufgenommen. Nicht nur die Schärfe ist einmalig, sondern auch die Details der Blendensterne. Mit einer einfachen Kamera und einem preiswerten Zoomobjektiv ist diese Qualität leider nicht erreichbar. Wenn du keine Sterne in deinen Fotos abbilden kannst und sie nur als verschwommener Punkt dargestellt werden, wird es an deinem Objektiv im Zusammenspiel mit dem Kamerasensor liegen. Nicht alle Objektive sind dazu in der Lage. Daher ist die Wahl des Objektives für mich das wichtigste Kriterium.
Zubehör
Du brauchst: Wechselakku, Stativ, eventuell Fernauslöser, Handschuhe in kalten Nächten, Taschenlampe (bzw. Smartphone mit Taschenlampenfunktion)
Kameraeinstellungen
Die Kameraeinstellungen sind ganz einfach. Du weißt, Feuerwerke sind nur in einer dunklen Nacht schön zu sehen. Eine dunkle Nacht bedeutet für die Kamera eine lange Belichtungszeit. Da die Feuerwerke in einiger Entfernung zu deiner Kamera zu sehen sind, brauchst du Tiefenschärfe, das heißt, du musst du Blende schließen. Schließt du die Blende, musst du auch die Belichtungszeit verlängern. Aus diesem Grund ist ein Stativ unerläßlich!
Ein weiterer Aspekt ist die Iso. Wenn du in der Nacht lange belichtest, verrauschen schnell die Bilder. Daher solltest du eine ganz geringe Iso einstellen. Ausgedrückt in Zahlen sieht das so:
- Blende: f8
- Belichtungszeit: zwischen 6-10 Sekunden (musst du ausprobieren!)
- Iso: 100 (Iso-Automatik ausschalten!)
- Programm: Manuell „M“
- Autofokus: Aus
Stell deine Kamera am besten auf den Manuellen Modus (M) ein, sodass du Blende und Belichtungszeit selber korrigieren kannst.
Schalte ebenso den Autofokus an deinem Objektiv aus. In der Nacht hat es die Technik schwer, zu fokussieren – also scharf zu stellen. Optimale Ergebnisse erzielst du, wenn du den Fokus manuell an deinem Objektiv auf „Unendlich ∞ “ stellst.
Ganz wichtig ist, dass du bei Nachtaufnahmen, den Bildstabilisator ausschaltest, sofern dein Objektiv es zulässt. Den Weißabgleich stellst du auf Automatik und verwende kein Weißabgleichsprogramm. Wenn deine Kamerasoftware die Möglichkeit bietet, bei Langzeitbelichtungen die Rauschunterdrückung einzustellen, dann aktiviere diese bitte.
RAW oder jpg?
Wenn du mich fragst, ich würde immer das RAW-Format einstellen, schon alleine um im Nachgang das Bild besser bearbeiten zu können. Selbst an meinem Smartphone fotografiere ich immer öfter im RAW-Modus, damit ich das Bild in der Lightroom App auf dem Handy optimieren kann.
Die Fotografie
Vor Ort
Bevor du ein Feuerwerk fotografieren kannst, musst du herausfinden, von welcher Stelle aus, du eine perfekte Sicht auf das Feuerwerk hast. Du solltest den Ort bei Tageslicht kennen, damit du weißt, wo du Parken kannst, wo du hingehen musst, welche Hindernisse dort auf dich warten könnten. Ungünstig wäre es, wenn du dein Feuerwerk unter einer Straßenlampe oder einer anderen künstlichen Lichtquelle fotografieren würdest. Oder die Sicht durch große Häuser oder Bäume behindert wird. Das heißt: Ortskenntnisse sind für ein gelungenes Feuerwerksfotos immens wichtig, denn im Dunkeln sieht alles ganz anders aus.
Sei schon eine halbe Stunde eher vor Ort, sodass du genügend Zeit hast, dein Stativ aufzubauen und Testfotos zu machen. Du hast während des Feuerwerkes, welches manchmal nur wenige Minuten geht, keine Zeit mehr dafür. Indem Moment, in dem das Feuerwerk startet, musst du dich auf die Aufnahmen konzentrieren und deine Einstellungen an der Kamera solltest du im Schlaf beherrschen. Übe also vorher im hellen, sodass die Handgriffe sitzen. Später, wenn die Kamera auf dem Stativ steht, hast du im Dunkeln auch die Möglichkeit, mit einer Taschenlampe zu leuchten und die Einstellungen vorzunehmen oder zu verändern.
Denke unbedingt vorher an einen vollen Akku und an einen Wechselakku. Nachtfotografie mit langen Belichtungszeiten verschlingt viel Energie.
Wann auf den Auslöser drücken?
Ein gutes Feuerwerksfoto hängt natürlich auch ein bisschen von Glück und Zufall ab, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Ich persönlich habe bei meinem letzten Feuerwerk auf die zischenden Abschußgeräusche gehört und schon ausgelöst, als die Rakete abgeschossen wurde. Wenn du Glück hast, kannst während der Belichtungszeit von 8 Sekunden ein, zwei unterschiedliche Feuerwerksblumen fotografieren, während andere Bilder wenig oder gar nichts aufzeichnen. Das hängt davon ab, wie groß das Feuerwerk ist, wie viel abgeschossen wird. Ob es eine Choreographie hat oder ein kleineres privates Feuerwerk ist. Das sind Faktoren, die du nicht beeinflussen kannst.
Die Bildgestaltung
Denke daran, den Ausschnitt in deiner Bildgestaltung etwas größer zu wählen. Es ist wirklich schwierig, vorab zu kalkulieren, wie hoch die einzelnen Feuerwerke steigen werden. Du würdest dich ärgern, wenn die wirklich schönen Lichtblumen außerhalb oder angeschnitten deines Bildes liegen würden.
Noch bildgestalterisch besser wäre es, wenn du das Feuerwerk über einem spiegelnden Gewässer zu fotografieren.
Möchtest du Personen einbinden, musst du dich entscheiden: Entweder sie bewegen sich und werden bei der langen Belichtungszeit unscharf bzw. erhalten eine Bewegungsunschärfe (mit der du bildgestalterisch auch schön spielen kannst) oder du verdonnerst deine Personen dazu, sich 6 oder 8 Sekunden langen auf keinen Fall zu bewegen. Wenn du dich für letzteres entscheidest, kannst du mit der Taschenlampe die Gesichter der Personen gezielt ausleuchten, sodass man später auch die Gesichter erkennt.
Achso, die Technik…
Bedenke ebenso, dass die Fotografie mehr Zeit benötigt, als eine normale Fotografie bei Tageslicht. Nicht nur, das die Belichtung 8 Sekunden oder länger dauert, auch wenn die Aufnahme beendet ist, braucht deine Kamera einige Zeit, um das Bild zu rechnen. An dieser Stelle werde ich immer ganz nervös, wenn die Rechenzeit gefühlt zu lange dauert, bis ich die nächste Aufnahme starten kann, während das Feuerwerk weitergeht. Versuche ruhig bleiben und deinen Flow zu finden.
Meine Bildbearbeitung
Für die Bearbeitung habe ich Adobe Lightroom und Photoshop verwendet.
In Lightroom
In Lightroom habe ich zuerst die Lichter reduziert, dafür die Tiefen erhöht. Zudem habe ich den Kontrast erhöht und nachgeschärft. Die Bearbeitung ist kein Hexenwerk, ich wollte nur die Farben etwas herausarbeiten.
In Photoshop
Mein letztes Feuerwerk war kein großes Event und die Raketen wurden überwiegend an einer Stelle in den Nachthimmel geschossen. Um das Feuerwerk in seiner ganzen Schönheit darzustellen, habe ich in der Bildbearbeitung zwei oder drei Bilder in Photoshop übereinander gelegt. So wird ein Feuerwerk von einer halben oder ganzen Minute sichtbar, die Einzelbilder hatten alle eine Belichtungszeit von 8 Sekunden. Da ich die Bilder nacheinander auf dem Stativ aufgenommen habe, war es einfach, sie in Photoshop in Ebenen zu überlagern. Bei der Bildgestaltung habe ich darauf geachtet, dass ich verschiedene Feuerwerkstypen bzw. Höhen miteinander kombiniert habe.
Wenn du mehr über meine Bearbeitung in Lightroom und Photoshop wissen möchtest, dann kannst du mich gerne für einen Workshop online per Skype und Teamviewer oder vor Ort in meinem Atelier buchen.
Affiliate-Links: Alle mit * gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Wenn Du auf einen dieser Links klickst und etwas auf Amazon kaufst, bekomme ich eine kleine Provision. Diese hilft mir, die Seite weiter zu betreiben & auszubauen. Für Dich fallen dadurch keinerlei Kosten an – die Preise sind die gleichen wie wenn du regulär über Amazon bestellst. Die angezeigten Preise der Amazon-Produkte auf dieser Seite können sich von den tatsächlichen Preisen bei Amazon geringfügig unterscheiden (abhängig vom Aktualisierungszeitpunkt). Dafür bitte ich um Verständnis.
Jana Mänz
„Fotografie aus Leidenschaft“, das ist das Motto der 1976 in Halberstadt geborenen künstlerischen Fotografin und Buchautorin Jana Mänz. Als Natur- und Landschaftsfotografin zeigt sie uns die Welt auf ungesehene Weise. Die Abbildung der Wirklichkeit lässt sie dabei gerne hinter sich, um mit ganz eigener Handschrift Bilder zu schaffen, die im Gedächtnis bleiben. Gerne gibt Jana Mänz ihr Wissen weiter: Sie unterrichtet Fotografie und Bildbearbeitung.
Zuletzt kommentiert
Dana
Danke für die tollen und informativen Hinweis. Hat mir sehr geholfen.
Jacob Harris
Cool! Das ist, wonach ich gesucht habe. Vielen Dank für den interessanten Artikel.