Tipps für eine erfolgreiche Fotoausstellung
Vielleicht träumst du auch mal davon, deine Fotografien einem größeren Publikum zu zeigen. Eine „analoge“ Fotoausstellung ist neben der Präsenz deiner Bilder im Internet – gerade für uns freiberuflich Fotografen und Fotografinnen – eine von Zeit zu Zeit gute Möglichkeit bekannter zu werden und neue Aufträge zu bekommen.
Doch was so einfach aussieht, ist es in der Regel gar nicht. Da ich aktuell selber an einer neuen Idee für eine Ausstellung arbeite, habe ich meine letzten Aktivitäten Revue passieren lassen und analysiert, was ich hätte besser machen können. Gerade wenn man so wie ich kein Team hat und eine Fotoausstellung komplett alleine vorbereitet und durchführt.
Die erste Frage die sich stellt, wo und wann sollte ich ausstellen. Beides, also Ort und Jahreszeit, spielen für das Thema der Ausstellung eine wichtige Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- Wie kommt man an einen Ausstellungsort?
- Wann spielt die Jahreszeit eine wichtige Rolle?
- Welche Ausstellungsorte sind nicht so erfolgversprechend?
- Last but not least
- Die Präsentationsart
- Dein Ausstellungsort will eine Gebühr von dir?
- Was kostet eine Ausstellung
- Nach der Ausstellung ist der vor der Ausstellung
- Deine Motivation für eine Ausstellung
Wie kommt man an einen Ausstellungsort?
Du kennst bestimmt in deiner Region die bekannten Ausstellungsorte, kleine Galerien, Museen usw. Manchmal hat man das Glück und man wird direkt a) vom Veranstalter etc. gefragt, ob man nicht ausstellen möchte. Das ist die beste und einfachste Variante. Da das Glück bekanntlich nicht auf der Straße liegt, müssen die meisten Künstlerinnen und Künstler sich bewerben. Manchmal geht das ganz b) formlos per E-Mail, Anruf oder direktes hingehen, ein anderes Mal c) muss man sich ganz aufwändig mit einem Portfolio bzw. Werkstücken offiziell bewerben. Ich persönlich habe schon alle drei Varianten erlebt und festgestellt, das Variante a) und b) die erfolgreichsten sind.
Wenn man mit Variante a) das Glück hat, ist es auch einfacher den Termin einer Ausstellung zu vereinbaren. Grundsätzlich muss man fest damit rechnen, dass ein Ausstellungstermin in einem Jahr oder noch viel weiter (ich musste einmal 2 Jahre warten) in der Zukunft festgelegt wird.
Wann spielt die Jahreszeit eine wichtige Rolle?
Das hängt von ganz verschiedenen Faktoren ab. Manchmal bekommt man als noch unbekannter Künstler eher die Ausstellungszeiten in der Nebensaison, das heißt oft im Winter. Wenn du an einem touristischen Ort ausstellst, der im Winter kaum besucht wird, wird auch deine Ausstellung wenig Besucher haben.
Es kann aber auch sein, dass dein Thema nicht zur Jahreszeit passt und dementsprechend wenig Besucher anzieht.
Ein ganz anderer Aspekt ist, wie der Ausstellungsort zu verschiedenen Jahreszeiten ist. Eine Kirche zum Beispiel ist meistens sehr kalt, auch oft im Sommer. Wenn du selber Probleme mit Kälte hast und du bist als Künstler auch vor Ort, dann solltest du nicht zu den kalten Jahreszeiten dort ausstellen.
Welche Ausstellungsorte sind nicht so erfolgversprechend?
- Krankenhäuser, Praxen etc.
Ich habe oft gehört, Mensch, Jana geh doch mal in die Artpraxis soundso oder ins Krankenhaus, dort finden immer wieder Fotoausstellungen statt. Das mag sein. Aber ich möchte nicht in einer Arztpraxis oder in einem Krankenhaus ausstellen. Wenn ich selber krank bin und in einem vollen Wartezimmer sitze, habe ich keinen Nerv mir eine Ausstellung anzuschauen. Ich nehme die Werke meistens nur aus dem Augenwinkel heraus war. Auch wenn viele Menschen in die Praxis kommen, werden die wenigsten sich informieren, wer ausstellt usw. und den Künstler kontaktieren. Wenn es ganz schlecht läuft, verbinde ich sogar die Bilder mit der Krankheit und möchte nicht daran erinnert werden.
Arztpraxen oder Krankenhäuser sind nur dann ein entsprechender Ort, wenn die Ausstellung etwas mit dem Thema zu tun hat. Ein Beispiel: es gibt tolle Foto-Ausstellungen zum Thema Frauen und Krebserkrankung. Positive Beispiele, wie Frauen mit Haarausfall etc. umgehen und wie attraktiv sie trotz der Krankheit sind. Wenn die Ausstellung gut gemacht ist, kann das betroffenen Menschen positive Kraft geben.
2. Restaurants
Ich habe schon in Cafés, Bars und Restaurant ausgestellt. Während Cafés und Bars positiv für mich waren (hohe Nachfrage, Folgeaufträge etc.) würde ich persönlich nie wieder in einem Restaurant ausstellen. Schon gar nicht in eine düstere Gastwirtschaft, in der abends nur dunkles Schummerlicht vorherrscht.
Was spricht dagegen? Wenn ich in ein Restaurant gehe, dann möchte ich dort lecker essen und mir weniger eine Ausstellung ansehen. Ich möchte auch nicht von Tisch zu Tisch gehen und von dort Fotos betrachten, während andere essen. Das hatte ich selber nicht bedacht, als ich eine Ausstellung in einem beliebten italienischen Restaurant organisierte. Zudem kommen Lichtprobleme dazu. Wenn ein Restaurant vom gemütlichen Kerzenscheinambiente lebt, dann ist es dort kaum möglich sich Bilder anzuschauen.
Und, woran ich niemals gedacht hatte: Ich musste danach fast alle Ausstellungsbilder neu machen. Alle Bilder hatten Essens- und Getränkeflecken. Es ist mir bis heute schleierhaft, wie die dort hingekommen sind, da die Bilder ja nicht direkt an den Tischen hingen. Diese Ausstellung war ein Komplettausfall, da es weder Anfragen, noch Verkäufe gab und ich stattdessen noch Kosten hatte, die Bilder wieder neu zu machen.
3. Weit entfernte Räume, nicht Barrierefrei
Was meine ich damit? Ich hatte einmal die tolle Möglichkeit in einem sehr bekannten touristischen Hotspot auszustellen. Ich hatte mich beworben und eine Zusage erhalten. Was ich nicht wusste, der Ausstellungsraum war weit entfernt von den ständigen Ausstellungsräumen und war für Besucher nicht leicht zu finden. Der Raum an sich war grandios, aber im Nachhinein wurde er kaum besucht. Wenn man sich also bewirbt, sollte man die Ausstellungsräume kennen, nicht dass man hinterher enttäuscht ist. Auch sollte man auf Barrierefreiheit achten.
4. Event/Vergnügungseinrichtungen
Ebenso ist wichtig, was für ein kultureller Ort es ist, welche Zielgruppe er hat. Hat der Ort einen Event/Vergnügungscharakter, trifft man wahrscheinlich dort nicht seine Zielgruppe, da die Menschen, die dort hinkommen, eher Zerstreuung oder Bespaßung suchen und weniger Lust haben, sich eine Ausstellung kontemplativ anzuschauen. Vor allem, wenn die Galerie eher in einem Durchgangszimmer, an einem Durchgangsort, Treppe usw. sich befindet. Dann können noch so viele Besucher dort erscheinen, die allermeisten werden nur durchlaufen und nicht stehen belieben. Da ich solch einen Ort als Ausstellungsmöglichkeit schon hatte, war das eher kontraproduktiv, da die Besucher auch nicht stehen bleiben sollten. Vor allem Flure die zu öffentlichen Toiletten führen, sind nicht empfehlenswert.
Last but not least
Ich könnte sicherlich noch viel mehr aufführen, doch das soll an dieser Stelle reichen, weil ich dich mit meinen Beschreibungen eher sensibilisieren wollte. Bevor du als fragst bzw. dich bewirbst, schau dir die Ausstellungsorte selber an. Bist du selber gerne als Besucher dort? Setz dich mal eine Weile hin und beobachte andere Besucher. Rennen sie nur durch die Ausstellung? Welches Publikum erkennst du? Sind es viele Familien mit kleinen Kindern? Passt deine Ausstellung zum Ort und zum Zielpublikum des Ortes?
Gibt es Möglichkeiten Flyer oder ähnliches auszulegen? Gibt es Ansprechpartner vor Ort die über deine Ausstellung Auskunft geben könnten. Du wirst ja nicht die ganze Zeit über vor Ort sein können.
Frag andere Künstler, die dort schon ausgestellt haben, welche Tipps sie für dich hätten. Was erzählen sie über die Öffentlichkeitsarbeit des Ortes? Wird deine Ausstellung vom Veranstalter beworben? Gibt es Pressekontakte? Wenn es hier auf Seiten des Veranstalters hakt oder er kein Interesse hat, dann überlege dir gut, ob der Ort für dich gut ist.
Die Präsentationsart
Ein wichtiger Punkt, den du unbedingt vorher klären solltest: Wie werden deine Bilder präsentiert? Welche Hängemöglichkeiten gibt es? Manchmal gibt es gar keine und Bilder werden nur hingelegt. Jeder Ausstellungsort ist anders, sodass ich an meinen Werken auf der Rückseite verschiedene Aufhängemöglichkeiten nach und nach angebracht habe. Nimm am Tag des Aufhängens Werkzeuge wie Hammer, Zangen usw. mit. Habe Nägel, Angelschnüre, Klebebänder usw. dabei. Irgendetwas davon wirst du immer brauchen. Einige Veranstalter stellen dir einen kompetenten Hausmeister, andere überlassen alles dir und du kannst zusehen, wie du an eine Leiter kommst oder wie du mit dem ausgefeilten Hängesystem zurechtkommst. Ohne meinen Partner wäre ich oftmals aufgeschmissen gewesen.
Dein Ausstellungsort will eine Gebühr von dir?
Hände weg!!! Das Ausstellungsorte dich nicht als Künstler bezahlen, ist normal. Erst ein einziges Mal habe ich es erlebt, dass ich eine Aufwendungspauschale für Fahrten, Übernachtung usw. bekommen habe. Das ist ganz selten. Wenn aber der Ausstellungsort eine Ausstellungsgebühr oder Miete von dir möchte, dann lass die Finger davon.
Was kostet eine Ausstellung
Da ich gerade von einer Gebühr gesprochen habe, ist das ein guter Übergang, was du für eine Ausstellung einplanen solltest
- Kosten Herstellung der Ausstellungswerke (Druckkosten, Rahmen, sonstige Materialien)
- Werbung (Flyer, Visitenkarten, Ausstellungsposter etc.)
- Fahrtkosten
- Übernachtungskosten, wenn es nicht in deiner Region ist
Eine Ausstellung kann schnell einen 4-stelligen Betrag kosten. Um Kosten zu sparen, könntest du z.B. die teuren Rahmen bei Kunstvereinen oder dem Ausstellungsort ausleihen.
Du sollest auch immer die Größe deiner Werke im Blick haben. Gerade richtig große Fotografien mit Rahmen oder Alu Dibond kosten wahnsinnig viel Geld in der Herstellung. Und wenn du Pech hast, sind deine Bilder für den Ausstellungsort viel zu groß. Denke an Transport- und Lagermöglichkeiten.
Vielleicht findest du auch einen Sponsor vor Ort, der Kosten übernimmt und den du in deinen Werbeartikeln als Sponsor erwähnst. Hast du gar kein Geld, dann probiere doch mal eine Crowdfunding-Kampagne aus. Und wenn du noch gar keine Erfahrung mit einer Einzelausstellung hast, dann organisiere mit anderen Künstlern eine Gemeinschaftsausstellung.
Nach der Ausstellung ist der vor der Ausstellung
Irgendwann kommt der Tag, an dem die Werke wieder abgenommen, eingepackt und nach Hause transportiert werden müssen. Gerade wenn du größere Bilder hast, überlege dir vorab, wie du die danach lagerst. Hast du einen trockenen Ort? Optimal ist es, eine Ausstellung mehrmals an verschiedenen Ort zu zeigen, schon alleine damit die Herstellungskosten sich amortisieren. Sollte sich glücklicherweise ein Bild verkaufen, überlege dir einen Ersatz, vor allem wenn es Unikate sind.
Deine Motivation für eine Ausstellung
Wenn deine Motivation alleine das Geld verdienen ist, dann vergiss eine Ausstellung. Die wenigsten Künstler verdienen mit einer Ausstellung Geld. Selbst wenn sie das eine oder andere Werk verkaufen, ist eine Ausstellung meistens nicht Kostendeckend.
Wenn du aber Freude hast, deine Bilder einem Publikum zu zeigen, mit deinem Publikum ins Gespräch zu kommen, dann probiere eine Ausstellung aus. Fang klein bei dir vor Ort an. Laß dich nicht davon abschrecken, wenn nur wenige oder gar keine Besucher kommen. Zu meiner zweiten Vernissage in dem berühmten Restaurant ist außer den üblichen Gästen, die zum Essen gekommen sind, gar keiner gekommen. Das war schrecklich, ehrlich. Aber das hat mich nicht davon abgehalten, andere Ausstellungen zu organisieren. Du kannst auch auf eine Vernissage verzichten, wenn du noch nicht so bekannt bist. Wichtig ist, das du Erfahrungen sammelst. Laß dich nicht entmutigen, wenn du wenig Feedback, Besucher, Presse usw. am Anfang hast. Das ist normal.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Tipps für deine nächste Ausstellung ein paar Anregungen geben. Ich würde mich in einem Kommentar von dir freuen, wenn du schreibst, worauf man noch achten sollte, was dir passiert ist.
Zuletzt kommentiert
Monika Coldewey
Hallo Jana,
ein interessanter Bericht. Vielen Dank dafür. Ich bin gerade in Vorbereitung für eine Ausstellung „Südafrika“
Dieses Land schaut dir in die Seele.