
Wenn Zellen strahlen – Vom Lebenslicht in Blüten und Körpern
Ich liebe die Zeit der Mohnblüte. In diesem Jahr habe ich zwar noch kein Mohnblütenfeld entdeckt, sie wandern von Jahr zu Jahr, aber dafür blühen in kleinen Gruppen einige am Muldeufer. Jetzt im Frühsommer bin ich oft ganz zeitig am Morgen mit meinem Hund unterwegs, um der Hitze zu entgehen. Ich liebe diese eine Stunde für mich. Und ich liebe das Morgenlicht, das schräg ins Muldental fällt. In dieser frühen Stunde beginnen die Mohnblüten zu leuchten. Wobei: Leuchten beschreibt es nur unzureichend. Es ist eher ein zartes, fast transzendentes Glimmen. Wie ein Lichtkranz, der die Blüten umschmeichelt. Wenn man genau hinschaut, erkennt man die Lebensadern in den Blütenblättern.
Abends, wenn ich die gleiche Runde noch einmal gehe, öffnen sich die Nachtkerzen in der untergehenden Sonne. Und wenn die Dämmerung einsetzt, beginnen auch sie zu leuchten – aus sich heraus, so scheint es.
Was ist dieses Leuchten? Ist es nur ein Spiel des Lichts – oder leuchtet da wirklich etwas? Diese Frage lässt mich nicht los.

Tatsächlich hat die Wissenschaft in den letzten Jahren ein erstaunliches Phänomen sichtbar gemacht: Jedes Lebewesen – Pflanze, Tier, Mensch – strahlt ein extrem schwaches Licht aus. Ein Lebenslicht. Es ist nicht sichtbar für das menschliche Auge, aber messbar.
Dieses Phänomen nennt sich ultraschwache Photonenemission, kurz UPE. Es ist ein Leuchten, das tief aus dem Zellinneren kommt – so schwach, dass es dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Erst seit wenigen Jahren gelingt es Forschern, dieses Lebenslicht überhaupt nachzuweisen. Dafür braucht es absolute Dunkelheit. Schon das Licht einer einzigen LED würde die feinen Signale überstrahlen.
Die Quelle dieses Lichts liegt im Stoffwechsel selbst. Immer dann, wenn unsere Zellen arbeiten – wenn sie atmen, wachsen, heilen –, entstehen winzige Lichtpartikel, sogenannte Photonen. Sie sind ein Nebenprodukt biochemischer Prozesse. Vor allem dort, wo Sauerstoff eine Rolle spielt, etwa bei der Energiegewinnung in den Mitochondrien, kann es zu kurzzeitigen, kaum messbaren Lichtemissionen kommen.
Je lebendiger ein Organismus ist, desto aktiver sind diese inneren Prozesse – und desto deutlicher ist sein Leuchten. Mit dem Tod erlischt es. Das Lebenslicht verschwindet nicht plötzlich, sondern klingt langsam ab, wie ein Echo, das sich in der Dunkelheit verliert.
Was ist ultraschwache Photonenemission (UPE)?
Ultraschwache Photonenemission – kurz UPE – ist ein biophysikalisches Phänomen, das in lebenden Organismen auftritt. Dabei handelt es sich um die spontane Aussendung von Lichtteilchen (Photonen), die so schwach ist, dass sie für das menschliche Auge unsichtbar bleibt. Die Intensität liegt bei etwa 10 bis 1.000 Photonen pro Quadratzentimeter und Sekunde – im Vergleich: eine Kerzenflamme sendet mehrere Milliarden Photonen im selben Zeitraum aus.
Wie entsteht dieses Licht?
Die Emission dieser Photonen ist ein Nebenprodukt des zellulären Stoffwechsels, insbesondere der sogenannten oxidativen Prozesse. Wenn Zellen Energie produzieren – vor allem in den Mitochondrien –, entstehen dabei reaktive Sauerstoffspezies (ROS), also hochreaktive Zwischenprodukte, die zum Teil instabil sind. In dem Moment, in dem sie mit Biomolekülen (z. B. Lipiden, Proteinen oder DNA) reagieren, können kleine Mengen an Licht freigesetzt werden.
Dieser Vorgang ist nicht zu verwechseln mit Biolumineszenz, wie sie bei Glühwürmchen oder Tiefseefischen auftritt. Während Biolumineszenz aktiv durch spezielle Enzyme erzeugt wird, ist UPE ein passiver Nebeneffekt biochemischer Reaktionen.

Warum ist das relevant?
UPE ist deshalb so interessant, weil sie nicht-invasiv gemessen werden kann. Sie erlaubt damit Rückschlüsse auf den physiologischen Zustand eines Organismus – zum Beispiel auf oxidativen Stress, Entzündungsprozesse oder Alterung. In der medizinischen Forschung wird UPE daher zur Frühdiagnostik von Krankheiten, Überwachung von Zellstress oder Heilungsprozessen und Analyse von Stoffwechselveränderungen durch Umwelteinflüsse eingesetzt.
Dabei ist aber immer noch unklar, ob das Leuchten lediglich ein Nebenprodukt des Zellstoffwechsels ist oder ob es tatsächlich eine Funktion hat, beispielsweise in der Kommunikation zwischen oder innerhalb von Zellen.
Zum ersten Mal habe ich von UPE in einem GEO-Magazin Fachartikel gelesen. Spannend war dabei zu beobachten, wie schnell dieses Phänomen über Social Media in die esoterische Richtung verbreitet wurde. Menschen die an Auren glauben, haben sich bestätigt gefühlt.
UPE ist aber kein sichtbares Farbfeld um den Körper, sondern ein extrem schwacher Lichtausstoß, der nicht sichtbar ist. Der Begriff „Aura“ ist wissenschaftlich irreführend und gehört in den Bereich spiritueller Weltanschauungen.
Das ist kein magisches Leuchten, sondern ein physikalisches Phänomen. Man kann es messen. Aber es ist so schwach, dass schon das Licht einer Digitaluhr es überstrahlen würde. Und doch: Es ist da. In jeder Blume, in jedem Blatt, in jeder Haut.
Was mich daran berührt, ist nicht nur der Gedanke, dass das Leben selbst Licht erzeugt – sondern auch, dass dieses Licht mit dem Tod verschwindet. Nicht plötzlich, sondern langsam. Wie eine Glut, die nach und nach erlischt.
Möglicherweise ist es das, was ich manchmal sehe wenn ich eine Mohnblüte oder eine Nachtkerzenblüte beobachte, ohne es zu wissen. Dieses kaum wahrnehmbare Leuchten, das mich innehalten lässt. Vielleicht ist es nicht nur Einbildung – sondern die Spur eines Lebens, das sich in Licht verwandelt. Fotografieren können wir es nicht mit unseren herkömmlichen Kameras, auch wenn das sicherlich spannend wäre. So als wenn wir Polarlichter in tiefster Dunkelheit fotografieren. Doch alleine das Wissen um ultraschwache Emissionen läßt mich eine Pflanze, eine Blüte oder einen anderen Organismus noch mal mit anderen Augen sehen.

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