Hochsensibilität in der Fotografie
Wie geht es dir, was hat sich im letzten Jahr durch Corona für dich verändert? Bei all den Schwierigkeiten die auf mich zugekommen sind, haben sich Dinge bei mir entwickelt, die ich so vor einem Jahr noch nicht für möglich gehalten hätte. Eigentlich muss ich Corona schon fast dankbar sein, dass es mich dazu gezwungen hat, neue Türen aufzustoßen.
Anfang des Jahres habe ich ein 4-wöchtiges Onlineseminar zum Thema „Change your Life Journey“ bei der School of Life in Berlin besucht. Im letzten Sommer hatte mir ein Freund die Videos und Bücher von Allan de Botton, dem Gründer der School of Life, empfohlen und auch mir hatten es vor allem die Bücher (mein Lieblingsbuch aus der Reihe ist „Der Wert der Dinge*“) angetan, sodass ich spontan diesen Kurs für meine persönliche Weiterbildung gebucht hatte. Wenn man so einen Kurs bucht, dann sind nicht immer die Dinge entscheidend, die man dort lernt, sondern die, auf die man weitergeführt wird.
Und so kam ich auf das WOL Projekt von John Stepper. Eigentlich ist diese amerikanische Businessphilosophie zum Thema Netzwerken nicht meine, aber meine Neugier war geweckt, sodass ich mich bei einem 12-wöchigen WOL Circle, der mich thematisch sehr angesprochen hatte, angemeldet habe. In diesem Circle geht es um das Thema Hochsensibilität HSP (besser gesagt Neurosensitivät) im Beruf.
Vor ungefähr fünf Jahren, habe ich für mich entdeckt, dass ich Hochsensibel bin, zwei Formen von Synästhesie habe und eine Scannerpersönlichkeit bin. Das war interessant für mich, dass es für meine Persönlichkeitsmerkmale (andere sprechen von Gaben) Namen gibt und ich damit nicht alleine bin. Früher wusste ich nur, dass ich anders und mich oft nicht dazugehörig fühlte. Mir wurde oft gespiegelt, das mit mir etwas nicht in Ordnung ist. Seitdem ich aber von meinen Persönlichkeitsmerkmalen weiß, ist es für mich im Laufe der letzten Jahre (ja, das ist ein langer Prozess, von der Erkenntnis bis zur Umsetzung) etwas einfacher geworden und dieses Bewusstsein hat auch meine Art der Fotografie positiv beeinflusst.
Hochsensibilität in der Fotografie
Oft wurde ich gefragt, wie ich meine Fotografien mache oder es kamen Schüler:Innen zu mir in die Kurse, die lernen wollten, wie ich fotografiere. Doch das ist keine Frage der Technik, also nicht in erster Linie, sondern eine Frage nach der Wahrnehmung, des Sehens und Fühlens und der Umsetzung. Wie nehme ich meine Umwelt wahr, was sehe ich, was fühle ich, was rieche und schmecke ich. Was löst ein Geruch, ein Windgeräusch bei mir aus. In meinem neuen Buchprojekt „Gefühl und Verstand“ habe ich unter anderem versucht, diese Fragen zu thematisieren.
Um zurück auf meinen Circle zu kommen: Wir sind vier sehr unterschiedliche Frauen die das Persönlichkeitsmerkmal Hochsensitivität vereint. Wir kommen aus verschiedenen Regionen und Berufen. Seit 10 Wochen unterstützen wir uns gegenseitig und tauschen uns wertschätzend zu dem, doch sehr sensiblen Thema aus. Die Gruppe ist auch der Auslöser, dass ich über das Thema Hochsensibiltät schreibe, da ich seit längerem in mir spüre, dass es genau diese Themen sind, die mich dazu gebracht haben, „Gefühl und Verstand“ zu schreiben und den dazugehörigen Homeworkshop „Jahreszeitenreise“ zu konzipieren.
Diese Themen sind für meine Fotografie so wichtig, nehmen soviel Raum ein, dass ich auch gerne andere unterstützen möchte. Ich möchte meine Erfahrungen gerne teilen, ich möchte zeigen das Hochsensibilität keine „ach bist du heute wieder empfindlich“ Thema ist, sondern ein starkes Thema für unseren Ausdruck, die Verwirklichung unserer Kunst und wir sie auf keinen Fall verstecken müssen.
Ich weiß nicht, ob du mit diesem Thema etwas anfangen kannst. Viele Menschen wissen gar nicht, was HSP ist oder wissen wie ich lange nicht, dass sie hochsensibel sind und verstecken ihre sensible Seite.
Unsere Gesellschaft ist stark geprägt von Mustern und Normen. Jeder der diese Kriterien nicht erfüllt, wird schnell in Schubladen gesteckt oder schlimmer, ausgegrenzt. Auch ich habe mich oft alleine gefühlt, wusste nicht, warum ich nicht so bin wie die anderen. Warum mir große Menschenansammlungen nicht guttun, Gerüche und Geräusche zu viel werden. Beruflich war es nicht einfacher, wenn mir immer wieder gesagt wurde „du musst das so machen wie die anderen“ wenn du erfolgreich werden willst. Ich habe vielfach meine eigenen Grenzen verschoben und das hat mir vor allem gesundheitlich nicht gutgetan.
In den letzten Wochen und Monaten konnte mein Buchprojekt vorantreiben und habe angefangen, die traditionelle Handbuchbinderei zu lernen. Alleine das Geräusch, wenn mein Baumwollfaden, der von mir mit Bienenwachs „veredelt“ wird, durch das Graspapier gleitet. Eine wunderbare kontemplative Arbeit, bei der ich zur Ruhe kommen kann und mich auf das konzentriere was ich gerade mache. Dabei rieche ich das Bienenwachs und das nach Heu duftende Graspapier – ein Fest für alle Sinne.
Methoden für Hochsensible gegen Stress
In meinem Circle und in der School of Life haben wir uns intensiv über Methoden gegen Stress ausgetauscht: einige meditieren, machen Yoga und andere schreiben täglich ein Dankbarkeitstagebuch. Machst du auch etwas?
Ich habe alles ausprobiert und festgestellt, dass das alles nicht meins ist und es auch nicht schlimm ist, wenn man kein Dankbarkeitstagebuch schreiben möchte, auch wenn es laut Social Media gerade sehr en vogue ist, es zu tun. Manchmal kommt mir diese neue Mode etwas falsch vor, zum einen der Hass, das Mobbing im Netz und gleichzeitig die Dankbarkeitswelle.
Ich gehe gegen Stress stattdessen lieber mit meiner Hündin und Kamera in die Natur. Beobachte, genieße, höre das Vogelzwitschern, rieche die Waldluft. Entspanne beim Sichten und Bearbeiten der Bilder, höre dabei Musik und genieße ein Glas Wein. Und seit kurzem binde ich nach traditioneller koptischer und japanischer Art Bücher bzw. Notizbücher wie das Jahreszeitenreise-Workbook aus der Starterbox.
Und ich bin so glücklich, dieses Handwerk für mich entdeckt zu haben und gleichzeitig meinen Kunden:Innen etwas persönliches, mit meinen Händen gemacht, geben kann. Es ist nicht industriell in Masse gefertigt, jedes hat seine Ecken und Kanten und ist nicht perfekt. Die Philosophie, die mich schon bei der japanischen Wabi-Sabi-Ästhetik seit vielen Jahren fasziniert und mich als Hochsensible sehr anspricht.
Vielleicht fühlst du sich von meinen Themen angesprochen. Wenn du möchtest, hier kannst du mein „Gefühl und Verstand“ Newsletter, den ich gestern an meine Unterstützer:Innen rausgeschickt habe, nachlesen (ihn auch gerne abonnieren), wenn du mehr über mein Buchbinderhandwerk erfahren möchtest. Mehr dazu auch unter www.dasplastikfreiebuch.de
Weiterführende Links:
➡️ Ute von Strünk, aus meinem WOL Circle hat eine wunderbare Artikelserie zum Thema Neurosensitivität (Hochsensibilität HSP) in den letzten Wochen veröffentlicht, die ich dir gerne ans Herz legen möchte.
➡️ Wenn du gerne wissen möchtest, ob du hochsensibel bist, dafür gibt es verschiedene Onlinetests. Einen einfachen Test von dem Autor Georg Parlow und seinem Buch „zartbesaitet“
➡️ Einen weiterführenden Test von Dr. Patrice Wyrsch zum Thema Neurosensitivität
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Zuletzt kommentiert
Rüdiger
Hallo Frau Mänz,
vielleicht muß man ja Hochsensibel sein um solche Fotos machen zu können bzw. solche Szenen erkennen zu können.
Mich plagt diese Übersensibilität auch schon mein Leben lang… Werde mich ihrer Links mal annehmen-Danke dafür.
Liebe Grüße Rüdiger
Hartmut Porkert
Hallo Jana,
ich verstehe überhaupt nicht was die Fotografien mit „wabi sabi“ zu tun haben.
Die Fotos sind einfach perfekt …
Minimalistisch perfekt …
Gruß
Hartmut
Jana Mänz
Hartmut PorkertIn dem Artikel geht es doch gar nicht um Wabi-Sabi????