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Jana Mänz - Naturfotografie mit Seele

Botanischer Garten, Großpösna, Oberholz, Trioplan100

Sehen mit Gefühl: Was der MBTI-Test über meine und deine Fotografie verrät

4. Juni 2025
8 min Lesezeit

„Manche Menschen sehen mit den Augen – andere mit der Seele.“

Diese Erfahrung ist schwer zu beschreiben. Ich stehe wie heute Morgen um 7 Uhr im Wald. Der Boden ist feucht vom Tau und die Vögel zwitschern lautstark in den Bäumen. Irgendetwas verändert sich in diesem Moment, denn ich spüre einen leichten Luftzug und ein Licht, das meine Augen fast unbemerkt streift, aber zugleich wieder verschwunden ist. In diesem Moment geht es nicht nur um das Motiv, sondern um eine Stimmung, die sich dem Bild entzieht und doch aufgenommen werden will.

An diesem Punkt beginnt meine Suche. Was genau geschieht in mir, wenn mich ein Bild so tief berührt? Warum wirkt ein unscheinbarer Ausschnitt stärker als ein anderer?
Immer wieder entsteht der Eindruck, dass meine Fotografie nicht der gängigen Logik folgt. Sie folgt einem anderen inneren Maß, das ich lange nicht benennen konnte.

Neulich habe ich in meinem Blog die Frage gestellt: Warum fotografiere ich?

Nicht: „Warum ich eine Kamera besitze.” Oder wie ich zur Fotografie gekommen bin. Sondern: Warum tue ich das? Was mich antreibt.

Es gibt Situationen, in denen ich genau spüre, dass es mir nicht um schöne Bilder geht. Ich bin draußen, irgendwo zwischen den großen alten Buchen im Stadtwald an der Mulde. Es ist ruhig, aber da ist etwas. Vielleicht ist es ein bestimmtes Licht oder der Übergang zwischen zwei Farbtönen. Ich sehe etwas, das anderen oft entgeht. Manchmal halte ich es fest, manchmal auch nicht.

In solchen Momenten habe ich oft das Gefühl, dass das, was ich fotografiere, nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. Es geht um eine Stimmung, eine Atmosphäre, um etwas, das ich eher in meinem Bauch gespürt als benannt habe. Ich habe mich oft gefragt, warum ich das überhaupt wahrnehme und warum andere achtlos daran vorbeigehen.

Mit der Zeit kam mir der Gedanke, dass es vielleicht gar nichts mit Technik oder Erfahrung zu tun hat. Vielleicht liegt der Unterschied woanders. In der Persönlichkeit. In der Art, wie ich die Welt sehe.

Im Rahmen einer Weiterbildung zum systemischen Coaching haben wir einen Persönlichkeitstest – das sogenannte MBTI-Modell – gemacht. Ich kannte dieses Modell nicht und war zunächst sehr skeptisch. Es klang für mich nach Typologie, nach Schubladendenken, vielleicht sogar nach einem psychologischen Horoskop.

Denn im ersten Moment erinnerte es mich an die typischen Charakterbeschreibungen der Sternzeichen: etwas schwammig, ein bisschen zu passend, um wahr zu sein. Ich habe den Test eher beiläufig und ohne große Erwartungen ausgefüllt.

Das Ergebnis hat mich dann doch überrascht, sodass ich mich intensiver damit beschäftigt habe. Ich habe festgestellt, dass der MBTI-Test auf einem psychologischen Denkansatz beruht. Wenn man sich mit einer Sache näher beschäftigt, kommen automatisch weitere Inhalte auf einen zu. Man muss nicht danach suchen, sie finden einen.

So habe ich beispielsweise bei meinen geliebten Dramen festgestellt, dass dieser Test vor allem im asiatischen Raum, insbesondere in Japan und Korea, erstaunlich weit verbreitet ist. Es ist nicht ungewöhnlich, ihn bei Bewerbungsgesprächen oder beim Dating anzugeben. Es gibt eine ganze Menge an Webseiten und YouTube-Kanälen, die sich mit den unterschiedlichen Typen auseinandersetzen.

In Deutschland dagegen begegnet man dem kaum. Vielleicht, weil er hier einfach weniger bekannt ist. Oder, weil man sich mit so persönlichen Fragen eher zurückhält und schnell in die esoterische Ecke damit gedrängt wird.

Für mich war es ein Aha-Moment. Nicht wegen des Tests selbst, sondern weil ich plötzlich eine Sprache für Dinge hatte, die ich bis dahin nur gefühlt, aber nie benannt hatte.

Das MBTI-Modell basiert auf einer Theorie der Psychologin Isabel Briggs Myers und ihrer Mutter Katharine Cook Briggs. Es unterscheidet 16 Persönlichkeitstypen, die sich aus vier Gegensatzpaaren zusammensetzen.

Man wählt jeweils zwischen zwei Polen:
– Introvertiert (I) oder Extravertiert (E)
– Intuitiv (N) oder Sinnesorientiert (S)
– Fühlend (F) oder Denkend (T)
– Urteilend (J) oder Wahrnehmend (P)

Je nachdem, wie man denkt, fühlt, wahrnimmt und entscheidet, ergibt sich ein bestimmter Persönlichkeitstyp, zum Beispiel INFP, ESTJ oder INFJ.

Bei mir kam INFJ heraus. Ich wusste zunächst nicht viel damit anzufangen. Aber je mehr ich über diesen Typ gelesen habe, desto mehr dachte ich: Das bin ich. Genau das beschreibt, wie ich funktioniere – auch beim Fotografieren.

Was mich beim Lesen über den INFJ-Typ besonders überrascht hat, war nicht, dass ich mich wiedererkannt habe, sondern wie genau diese Beschreibungen Dinge benannten, die ich bisher kaum in Worte fassen konnte.

Da die Beschreibung sehr sehr lang sind, habe ich für mich eine der wichtigsten Punkte kurz zusammengefasst:

Da stand zum Beispiel, dass INFJs oft den Eindruck haben, anders wahrzunehmen. Dass sie zwischen den Zeilen lesen, bevor überhaupt etwas gesagt wurde. Sie spüren, wenn eine Stimmung kippt oder sich etwas verändert, ohne dass es äußerlich sichtbar ist. An dieser Stelle stellte sich mir die Frage, ob ich ein INFJ bin, weil ich hochsensibel bin, oder ob es umgekehrt ist.

Unweigerlich erinnerte ich mich dabei an bestimmte Momente, die ich beim Fotografieren erlebt hatte: Wenn ich nicht das Motiv, sondern das, was drumherum passiert, im Zentrum sehe. Wenn mich eine Stimmung anzieht, die vielleicht nur durch einen Lichtreflex, eine unscharfe Kante oder einen Farbton angedeutet wird. Andere würden achtlos daran vorbeigehen. Für mich sind das oft die stärksten Bilder.

INFJ wird oft als Typ beschrieben, der eine tiefe Verbindung zum Unsichtbaren sucht. Der Bedeutung wahrnimmt, wo andere nur Struktur sehen. Der lange beobachtet, bevor er handelt. All das hat bei mir Klick gemacht – nicht nur im Alltag, sondern vor allem hinter der Kamera.

Ich fotografiere selten viel. Wenn ich jedoch ein Bild mache, dann hat es fast immer etwas mit einer inneren Resonanz zu tun. Dann passt etwas zusammen – außen und innen. Ich denke, genau deshalb hat mich dieser Persönlichkeitstyp so abgeholt. Weil er mir erklärt, warum ich sehe, was ich sehe. Und warum ich es überhaupt festhalten möchte.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir: INFJs denken nicht in Einzelteilen, sondern in Mustern. Sie nehmen innere Verbindungen wahr, auch dort, wo andere nur die Oberfläche sehen. Ich glaube, genau das prägt meinen Blick. Ich suche nicht nach Motiven, sondern nach Zusammenhängen. Nach etwas, das sich aus einer Stimmung, einer Geste oder einer Lichtstimmung fast von selbst ergibt.

Ein weiteres Merkmal, das mir unheimlich vertraut vorkam, ist die ausgeprägte innere Bildwelt vieler INFJs. Sie denken in Szenen, in Atmosphären, in fast filmischen Sequenzen. Auch hier sah ich eine Verknüpfung zu einem anderen Persönlichkeitsmerkmal von mir, nämlich dass ich ein in Bildern denkender Mensch bin. Dies spiegelt sich in der stärkeren Aktivität meiner rechten Gehirnhälfte bei der Verarbeitung von Informationen wider, was sich wiederum in meiner visuellen Wahrnehmung, Kreativität und emotionalen Intelligenz zeigt. Aber das ist ein spannendes, weiterführendes Thema.

Ich spüre das, bevor ich überhaupt zur Kamera greife. Ich sehe das Bild – nicht exakt, aber wie einen inneren Vorschlag. Als wäre es schon da, bevor ich es fotografiere.

»Obwohl Sie Ihre Emotionen im Detail spüren, können Sie nicht die richtigen Worte finden, um sie zu erklären. Sie geben es auf, sie mitzuteilen, und der Tag endet, ohne ausdrücken zu können, was Sie in sich tragen. Ich denke, dass die Anhäufung solcher Dinge das Leben von INFJs erschwert.«

Und dann war da noch dieser eine Satz, der mich lange beschäftigt hat: Dass INFJs oft zwischen dem Wunsch, sich auszudrücken, und der Schwierigkeit, sich verständlich zu machen, schwanken. Dass vieles, was sie fühlen, sich kaum in Worte fassen lässt. Vielleicht ist genau das der Grund, warum ich fotografiere. Nicht, um zu erklären – sondern um etwas zu zeigen, was ich anders nicht ausdrücken kann.

Wenn du Lust hast, kannst du den MBTI-Test ausprobieren. Es geht nicht darum, sich festzulegen, sondern einfach nur darum, das eigene Sehen besser zu verstehen. Vielleicht wirst du dich in manchen Aspekten wiedererkennen, während andere dir eine völlig neue Perspektive eröffnen werden – klarer, strukturierter oder analytischer.

Gerade in der Fotografie sieht man ja, wie vielfältig unsere inneren Bilder sind. Was den einen anspricht, bleibt dem anderen vielleicht verborgen. Jeder von uns hat seine eigene Sicht auf die Welt, geprägt von dem, was er denkt, fühlt und erinnert.

Solche Unterschiede machen das Fotografieren nicht komplizierter, sondern lebendiger. Es gibt ja auch Motive, die ich nie wahrnehmen würde. Und deshalb freue ich mich immer, wenn jemand anderes sie sichtbar macht. Eventuell ist dieser MBTI-Test ja der Türöffner für etwas, das schon immer in dir war.

TAGS:BildspracheFotografiefotografische IdentitätHochsensibilitätINFJinneres Bildkreative WahrnehmungMBTIPersönlichkeitsentwicklungSehen mit Gefühl
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Jana Mänz

– geboren 1976 in Halberstadt. In ihrer künstlerischen Arbeit verbindet sie die Liebe zur Natur mit einer tiefen Auseinandersetzung mit japanischer Ästhetik und ostasiatischer Kunst. Statt die Welt abzubilden, sucht sie nach den stillen Momenten dazwischen – nach Licht, Vergänglichkeit und innerer Resonanz. Ihre Bilder entstehen nicht aus dem Wunsch nach Perfektion, sondern aus dem Bedürfnis, dem Wesen der Dinge näherzukommen. In ihren Workshops geht es nicht um Technik, sondern darum, wie sich Sehen, Empfinden und Natur auf neue Weise verbinden lassen.

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