Hommage an das Muldental
Als mich im Frühjahr Peter Nonhoff Arps, Redakteur bei der c’t digitale Fotografie im Heise Verlag ansprach, ob ich mich nicht mit einem Artikel für das diesjährige Fototouren Heft beteiligen möchte, sagte ich natürlich nicht nein. Wir sprachen über meine Lieblingsorte Rügen oder die Sächsische Schweiz. Doch dann sagte ich zu ihm, dass diese Orte immer erwähnt werden und diese touristisch auch viel zu überlaufen sind. „Was hältst du davon, wenn ich über meine neue Heimat, dem Muldental schreibe würde?“ fragte ich ihn.
Ich bin im Muldental nicht geboren und aufgewachsen. Erst vor 15 Jahren bin ich durch Zufall hierher gezogen. Zuvor hatte ich in Leipzig gewohnt, aber mir fehlte dort die Ruhe, die Natur, sodass ich Sehnsucht nach dem ländlichen Raum hatte. So kam ich in das Muldental. Das hört sich sehr romantisch an, aber das ist es nicht. Die Muldentaler sind ein anderer Schlag und es ist nicht einfach hier anzukommen. Oft habe ich gehadert, wollte zurück in meine Lieblingswahlheimat Thüringen, aber das Muldental lässt mich nicht gehen.
Inhaltsverzeichnis
Fotografisch ist das Muldental zu jeder Jahreszeit ein Traum. Es gibt hier soviele wunderschöne Ecken. Vor allem wenn ich an das Frühjahr denke und weiß, wo und wann welche Blumenteppiche wachsen. Dadurch das ich hier nicht aufgewachsen bin, sind immer noch viele Orte neu für mich. Erst diesen Sommer habe ich das Brausebachtal kennen gelernt. Es gibt noch so viel zu erkunden, dass es für ein ganz Leben reichen würde.
Für den Artikel bin ich im Sommer erneut durch das Muldental gereist. Habe bekannte Orte neu entdeckt und unbekannte Gegenden kennen gelernt. Das Muldental erstreckt sich über viele Kilometer vom Erzgebirge bis zur Mündung in die Elbe. Die Landschaften sind so vielfältig.
Und so schrieb ich in meiner Einleitung:
Seelenlandschaft Muldental
Es ist über 15 Jahre her, dass ich zum ersten Mal ins Muldental kam. Ich hatte bis dato noch nie davon gehört. Die Sehnsucht nach einem ländlicheren Leben und raus der Großstadt Leipzig verschlug mich ins unbekannte Nischwitz, einer kleinen 300 Seelen Gemeinde bei Wurzen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Fotografie aufgegeben. Durch diesen Umzug und neuen Lebensabschnitt zog mich die Fotografie ganz neu in ihren Bann. In meinem Fokus: die wunderschöne Natur im Muldental. Sie ließ mich zur Ruhe kommen. Die Landschaft ist etwas Besonderes. Sie ist nicht nur äußerst vielfältig, sondern es ist hier noch möglich alleine durch die Natur zu wandern. Es gibt keine überlaufenden, touristischen Highlights wo man sich einen besonderen Standort mit vielen anderen Fotografierenden teilen muss. Und das genieße ich, alleine mit der Kamera die Natur zu erkunden und Bilder zu machen, die eine besondere Stimmung zeigen.
Wo liegt das Muldental?
Das Muldental gehört zu den weniger bekannten Regionen Ost-Deutschlands. Es ist Teil des Mittelsächsischen Hügellandes zwischen den Regionen Zschopautal im Südosten, Klosterbezirk Altzella im Osten und dem Kohrener Land im Westen. Nördlich schließt sich die Leipziger Tieflandsbucht und die Düben-Dahlener Heide an. Grob beschrieben liegt das Muldental zwischen Leipzig, Chemnitz und Dresden. Es handelt sich aber in dem Sinn um keine offizielle Bezeichnung, aber die Freiberger und Zwickauer Mulde bzw. nach deren Zusammenfluss die Vereinigte Mulde sind die prägenden Flüsse der Region.
Es ist sicherlich nicht so aufregend wie die südöstlich nahegelegene Sächsische Schweiz, aber nicht minder fotogen. Die Motivvielfalt reicht von Naturschutzgebieten bis hin zu historischen Burgen, Klöstern und Schlösser und geologischen Besonderheiten.
Wie sagte eine Besucherin einmal zu mir: „Hier im Muldental atmet man Geschichte.„
Das Muldental ist wie alle Gebiete Mitteleuropas eine Kulturlandschaft. Wo heute u.a. Wälder stehen, befanden sich in früheren Zeiten Siedlungen germanischer und slawischen Bevölkerungsgruppen. Spuren und Hinweisschilder finden sich allenthalben.
Das Muldental erleben
Wie kann man das Muldental erleben, erfahren? Wie so oft gehören Zeit und Muße dazu, auch wenn es möglich ist, die Hotspots der Region in wenigen Tagen zu besuchen. Doch wenn man die Naturlandschaften erleben und besondere Fotos machen möchte, solltest du Zeit und Geduld mitbringen. Schon seit vielen Jahren weiß ich, dass man rund um die Hängebrücke in Grimma Eisvögel beim jagen beobachten kann. Immer wieder wurde mir davon erzählt, doch ich sah sie nie. Ich glaubte schon daran, dass man mir einen Bären aufgebunden hatte.
Doch dann, es war im Corona-Frühjahr 2020 geschah es: Auf einer meiner fast täglichen Runden (und an diesem Tag hatte ich keine Kamera dabei) nahm ich sie am Ufer der Mulde wahr. Am Rabenstein, einem Felsen an der Mulde, konnte ich über eine Stunde lang beobachten, wie das Eisvogelpärchen von einem und denselben Ast ins Wasser flog und nach Beute tauchte. Nur ganz wenigen Sprüngen gelang es, dass die kleinen Vögel einen noch kleineren Fisch im Schnabel hatten. Was für eine Ausdauer ein Eisvogel haben muss, so oft zu springen und doch mit leerem Schnabel wieder aufzutauchen.
Ein schönes Sinnbild für die Naturfotografie im Muldental und im Allgemeinen: Wir müssen immer wieder ins kalte Wasser springen, um einige wenige Male das Glück zu haben, ein wunderschönes Motiv einzufangen. Es sind die Kleinode, die weniger spektakulären Orte, die das Muldental besonders sehenswert machen.
Wie kann man das Muldental fotografisch erleben? Du kannst auf drei thematisch verschiedenen Wegen das Muldental erkunden, wobei sich die drei Wege immer wieder überschneiden.
Wenn du eher spirituell unterwegs sind, dann empfehle ich dir den Lutherweg, der auf zwei Routen durch das Muldental führt. Für eher sportliche Menschen ist der Mulde-Rad- und Wanderweg ein guter Ausgangspunkt und wer lieber Naturkundlich-Geologisch interessiert ist, der kann sich auf den Spuren der Via Porphyria aufmachen. Von allen drei Wegen habe ich meine Lieblingsorte zusammengestellt, da das Muldental sehr weitflächig ist, (der Mulderadweg ist zum Beispiel ca. 366 Kilometern lang, der Via Porphyria“ ein ca. etwa 200 Kilometer langer Rundweg)
Alle Orte sind zu jeder Jahreszeit sehenswert, so wie jede Jahreszeit ihren besonderen fotografischen Reiz hat. Ich fange im Süden an…
Spannende Fotoziele in Deutschland, Österreich und Südtirol – Das Muldental
»Oft sind es gar nicht die Metropolen oder die touristisch voll erschlossenen Gegenden, die uns Fotografen die besten Bilder bescheren, sondern eher weniger oder gar nicht bekannte Gegenden. Ein solcher landschaftlicher Schatz ist zum Beispiel das Muldental. Grob gesehen liegt es in einem Dreieck zwischen Leipzig, Chemnitz und Dresden und ist geprägt durch die Freiberger und Zwickauer Mulde, die zur Vereinigten Mulde zusammenfließen.
Das Muldental bietet dem Fotografen unberührte Natur und besonders reizvolle Lichtstimmungen.
Die Landschaft ist nicht nur äußerst vielfältig, sondern hier ist es auch noch möglich, die teils ungestörte Natur allein zu erkunden. Die Motive reichen von märchenhaften Flusslandschaften und Naturschutzgebieten bis hin zu historischen Klöstern, Schlössern, Viadukten und geologischen Besonderheiten. Unsere Autorin, die künstlerische Fotografin Jana Mänz wohnt inmitten dieser Gegend und findet viele ihrer Motive quasi direkt vor ihrer Haustür.
In ihrem Beitrag im neuen c’t Fotografie Fototouren-Magazin nimmt sie die Leser mit auf einige Fototouren durch ihre Heimat und zeigt, wo es sich lohnt, innezuhalten, um die besonderen Lichtstimmungen und kleinen, unscheinbaren sowie großen malerischen Dinge einzufangen. Selbst der lange Zeit in Dresden lebende Maler Casper David Friedrich ließ sich von diesem besonderen Landstrich für seine romantischen Bilder inspirieren.«
von Peter Nonhoff-Arps
c’t Fotografie Fototouren 2022/23
Warst du schon im Muldental? Hast du die Sonderausgabe Fototouren schon gelesen und wie hat dir mein Reisebericht gefallen? Schreib mir in einem Kommentar…