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Jana Mänz - Naturfotografie mit Seele

Grün

Von Yohaku-no-bi und den Gärten der Mondseufzer

24. November 2021
4 min Lesezeit

Liebst du ebenso verregnete Sonntage so wie ich? Wenn der Regen leise auf die Dachschrägen trommelt, ein wunderbares entspannendes Geräusch und der Moment, wo ich am liebsten ein Buch lese. Heute waren es Bücher rund um das Thema Permakultur.

Obwohl ich den Begriff noch nicht so lange kenne, habe ich viele Elemente dieses Kreislauf-Prinzipes in meinem kleinen Stadtgarten schon länger umgesetzt: Von Wurmkiste, Hochbeet und Mulchen mit Stroh bis hin zum Miniteich und entsprechenden insektenfreundlichen Pflanzen. Schon viele Jahre wohnt die Holzbiene in meinem Hinterhof und ich wollte gerne, dass noch mehr Wildbienen kommen. Sie sind seit dem Frühjahr da und aktuell brütet auch ein Rotschwänzchen im Fachwerk, was mich besonders freut da nur noch wenige Singvögel in meinem Stadtgarten zu hören und zu sehen sind.

Das Thema Garten habe ich in den letzten Jahren für mich wieder entdeckt (ich bin als Kind mit einem großen Selbstversorgergarten aufgewachsen) und gerade im Lockdown der letzten Monate hat er mir sehr viele Freude und Ruhe geschenkt. Das der Garten in der Literatur eine große Rolle spielt, ist verständlich und das Thema verbindet Menschen fremder Kulturen miteinander. In der letzten Woche habe ich ein Buch gelesen, in dem der japanische Garten, der Garten der Mondseufzer, im Mittelpunkt steht.

Liest du gerne? 

Kennst du das Gefühl, wenn dich eine Geschichte tagelang ganz tief in dir berührt, deine Gedanken fesselt und ein besonderes Gefühl von Glück und Wehmut durch deinen Körper rauscht. Das ist ein bisschen so, als wenn man sich verliebt, nur auf eine subtilere Art und Weise. Das schaffen nur wenige Bücher bei mir und umso überraschter bin ich, wenn es durch Zufall eintritt. Immer noch von dieser Grundstimmung positiv beeinflusst schreibe ich dir diesen Brief, weil der Roman „Namiko und das Flüstern“ von Andreas Séché* genau das in mir ausgelöst hat. Ein Buch das ich innerhalb einer Nacht verschlungen habe.

Worum geht es?

Ein junger Mann Ende 20, Reporter bei einer Hamburger Tageszeitung fliegt zur Recherche über japanische Gärten nach Kyoto in Japan. In einem der berühmten Zen-Gärten lernt er die japanische Studentin Namiko kennen und lieben. Er muss sich innerhalb kürzester Zeit entscheiden, ob er in Japan bleibt oder nach Hamburg zurück geht.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, nur dass das Buch eine ungeahnte Wendung nimmt. Die Stärke des Buches ist der Tiefgang der Geschichte, das Geheimnisvolle, eine Reise in eine rätselhafte Welt, die man schon auf den ersten Seiten spürt und eintauchen lässt.

Ich habe einen kleinen Textauszug mitgebracht, der mich vor allem als Fotografin sehr angesprochen hat. Das Thema Reduzieren, Einfachheit begleitet mich schon seit vielen Jahren.

»In solchen Gärten geht es nicht so sehr darum, woraus sie gestaltet werden, sondern wie. Ein wichtiges Stilmittel der Zen-Kunst ist etwas, das man ›kostbare Einfachheit‹ nennt. Dazu gehört eine gewisse Schmucklosigkeit, ein Abwenden von äußeren Formen. Alt werden zum Beispiel ist so gesehen kein Sterben, sondern ein bewusster Verlust des äußeren Fleisches, um die Knochen sichtbar werden zu lassen, sozusagen den Kern der Dinge. Der Kern der Dinge wird von äußeren Hüllen umso mehr verdeckt, je farbiger und schmuckvoller sie uns den Blick ins innere Wesen versperren.
Das ist vielleicht der Grund, warum sowohl die Gartenkunst als auch der Zenbuddhismus so sehr von Kargheit geprägt sind: Beide sind darauf aus, hinter die sichtbaren Fassaden des Lebens zu blicken und innere Wahrheit zu finden.
Du kennst ja die großen, weißen Sandflächen*** in vielen japanischen Gärten.«
»Klar.«
»Man nennt das yohaku no bi, die Schönheit des besonders Weißen. Das gleiche Prinzip findest du in der japanischen Tuschemalerei, wo der Künstler sich auf wenige Pinselstriche beschränkt und der Rest des Bildes weiß bleibt. Manchmal ist das Weglassen wichtiger als das Hinzufügen«, erklärte Namiko und senkte beim letzten Satz ihre Stimme.«

Quelle: Andreas Séché (2019): Namiko und das Flüstern* 
ISBN-13 : 978-1793007582

Yohaku-no-bi ist auch ein Stilmittel in der Fotografie und bezieht sich auf die Schönheit der leer, bzw. weiß gelassenen Fläche im Bild. Das kann ein weiter Himmel sein, eine neblige oder verschneite Landschaft. Das Sujet, zum Beispiel der Baum, die Felsformation erlangt erst durch einen Leerraum seine volle Bedeutung. Dadurch, dass nicht alles dargestellt wird, nicht alles fotografiert wird, nicht alles gesagt wird, verbleibt stets ein Moment der Andeutung. Auf diese Weise bleibt etwas Geheimnisvolles, Verborgenes, was die Stimmung des Yūgen hervorrufen kann.


TAGS:JapanLiteraturYohaku-no-bi
1 Comment
Jana Mänz

– geboren 1976 in Halberstadt. In ihrer künstlerischen Arbeit verbindet sie die Liebe zur Natur mit einer tiefen Auseinandersetzung mit japanischer Ästhetik und ostasiatischer Kunst. Statt die Welt abzubilden, sucht sie nach den stillen Momenten dazwischen – nach Licht, Vergänglichkeit und innerer Resonanz. Ihre Bilder entstehen nicht aus dem Wunsch nach Perfektion, sondern aus dem Bedürfnis, dem Wesen der Dinge näherzukommen. In ihren Workshops geht es nicht um Technik, sondern darum, wie sich Sehen, Empfinden und Natur auf neue Weise verbinden lassen.

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Zuletzt kommentiert

  • Anke Wiedholz
    28. November 2021

    Liebe Jana, ich freue mich so, und gratuliere dir, dass du dein Herzensprojekt endlich fertigstellen konntest, das ich seit 4 Jahren verfolge und deine Ausdauer und Leidenschaft bewundert habe. Dich kennengelernt und deine Art der Fotografie lieben gelernt habe ich 2015 in dem Online Fotokurs „Zen-Photographie“, den du mit Beatrix Rautenberg geleitet hast. Im Oktober 2020, mitten im Lockdown, habe ich bei Bea einen online Kurs „Blossoming soul circle“ mitgemacht, der in mir eine unglaubliche Kreativität explodieren ließ, die nun meine Fotografie mit Collage und Malerei verbindet. Ich kann es kaum erwarten, dein Buch endlich in Händen zu halten. Wenn ich inzwischen auch nur noch mit dem iPhone fotografiere, bin ich überzeugt, dass mir dein Buch neue Impulse geben wird. Von meiner Systemkamera habe ich mich bewusst getrennt, da sich dort immer die Technik und der Drang zum perfekt gestalteten Bild in den Vordergrund drängte. Heute gehe ich in die Natur und knipse, was meine Seele berührt, und verarbeite es in meinen Gestaltungen. Bisher neigen meine Bilder dazu, zu viele Elemente zu zeigen, und da hoffe ich, von deinem Buch neue Impulse zur Reduktion zu erhalten.

    Liebe Grüße und viel Erfolg mit deinem Buch
    Anja oder Anjuccia oder Anke

    Antworten

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