Vom Bienenschaukasten zum farbenfrohen Marmorierpapier
Die Kunst des Marmorierens
Was hat ein Bienenschaukasten mit Marmorierpapier zu tun?
Um die Frage beantworten zu können, muss ich ein wenig ausholen. Vor einem Jahr haben wir in unsere Schaubuchbinderei sehr alte Insektenschaukästen zur Reparatur bekommen. Diese wurden um 1880 von dem Apotheker Emil Lercht zu verschiedenen Themen rund um die Biene/Insekten für Schulen und Museen hergestellt.
Nach über 140 Jahren sind die Schaukästen als Buchattrappe in die Jahre gekommen und werden von unserem Buchbindermeister Herrn Johst in der Schaubuchbinderei mit sehr viel Liebe zum Details wieder repariert.
Ich hatte die Aufgabe die Kästen in ihrer ursprünglichen Verfassung fotografisch zu dokumentieren. Und so kam ich auf das Marmorierpapier, denn alle Buchkästchen sind im Buchschnitt mit wunderbaren Marmorierpapier bezogen und in mir wurde der Wunsch geweckt, selber solche Papiere als Vorsatzpapier für mein kunststofffreies Buch herstellen zu können.
In früheren Jahrhunderten oblag die Herstellung der sogenannten Buntpapiere – zu denen neben Kleisterpapiere, Brokatpapier usw. auch die Marmorierpapiere gehören – den Buchbindereien. Häufig haben Frauen diese hergestellt. Leider ist in den letzten Jahrzehnten mit fortschreitender industrieller Technik das künstlerische Handwerk an vielen Orten verloren gegangen. Viele Papiere kann man heute nicht mehr einkaufen und es gibt nur noch wenige, die das Kunsthandwerk beherrschen.
Zu den wenigen, die das Kunsthandwerk des Marmorierens vortrefflich beherrschen gehört die Künstlerin Barbara Kelnhofer in Staufen (Breisgau).
Tipp: Barbara bei Instagram
Die Kunst handgefertigter Marmorpapiere
Während meiner Recherche zu dem Thema habe ich Barbara Kelnhofer kennen gelernt und bei ihr einen Workshop „Die Kunst des Marmorierens“ in Staufen besucht. Zwei wunderbare Tage lang haben wir uns mit Farben und kreativen Mustern beschäftigt. Am Ende ist eine Vielzahl an ganz unterschiedlichen Marmorierpapieren entstanden. Zusammen mit Claudia Flade, Buchbindermeisterin haben wir uns gegenseitig inspiriert und immer neue Muster ausprobiert.
Zum Workshop:
In diesem Grundlagen-Kurs habe ich die Herstellung von Buntpapier in traditioneller Marmoriertechnik kennen gelernt. Die typischen Marmorpapiere entstehen durch das Aufbringen flüssiger Farben auf einen Marmoriergrund. Über Farbgebung, Farbtiefe und Anordnung ergibt sich ein breites Spektrum von Mustern. Durch das Auflegen eines Papiers wird das Muster von der Oberfläche einmalig auf das Papier übertragen.
- Vorstellen der Technik. Kurze Einführung in die Geschichte des Marmorierens und der Ebru-Kunst.
- Kennenlernen und Umgang mit Material und Werkzeug
- Zusammenstellung einer Farbpalette und die Zubereitung des Marmoriergrunds
- Gestaltung verschiedener Muster: Kammmarmor, Steinmarmor, Schneckenmuster, Pfauenmuster, Wellenmarmor und Adermarmor
Ich selber habe während des Workshops mit meinem Graspapier experimentiert, weil ich wissen wollte, ob das Papier für diese Technik geeignet ist. Um ein abschließendes Ergebnis veröffentlichen zu können, muss ich noch mehr experimentieren und üben. Jetzt heißt es für mich, dass ich mich noch sehr viel umfänglicher in die Kunst des Marmorierens einarbeiten muss: Papiere, Farben, Muster.
Ein Anfang ist gemacht und Dank Barbaras fachkundigem Wissen bin ich gut gerüstet. Wenn du auch Lust hast, einen Marmorierkurs zu besuchen, dann melde dich bei Barbara.
Meine Empfehlung und ein herzliches Dankeschön!