Die Welt der Marmorierfarben
Wenn ich sehr alte Bücher in die Hand zu bekomme, schaue ich immer zuerst auf die erste Seite, wo die Vorsatzpapiere sind. Wenn ich Glück habe, finde ich dort ein besonders schönes Vorsatzpapier. Früher wurden dafür gerne handgefertigte Buntpapiere wie Kleisterpapiere, Marmorierpapiere usw. verwendet.
Im letzten Jahr habe ich verschiedene Workshops besucht, um zu lernen, wie man Kleisterpapiere und Marmorierpapiere herstellt.
Die Techniken sind nicht einfach und noch komplizierter ist die Welt der Farben. Angefangen von Aquarellfarben, Acrylfarben, Ebru-Farben bis hin zu selbst hergestellten Farben aus Pigmenten. Jede Farbe verhält sich anders und wenn man die Farben noch mit Kleister oder wie beim Marmorieren auf eine Schlichte aufträgt, wird es noch spannender. Es gibt Pigmente, die sinken sofort ab, andere treiben wunderbar. Nicht umsonst ist der Beruf des Buntpapiermachers ein ganz besonderer Handwerksberuf, der viel Erfahrung erfordert.
Ich stehe noch ganz am Anfang, da ist es nicht verkehrt, mit Farben anzufangen, die etwas einfacher zu handhaben sind. In Barbara Kelnhofer Marmorierkunst-Kurs haben wir mit AscoColor eco von Schmedt gearbeitet. Barbara hat nicht nur die Farben mitentwickelt, sondern auch die Anleitung dazu geschrieben.
Zusammenarbeit mit der Firma Schmedt in Hamburg – für die Herstellung und Restaurierung von Büchern
Die Firma Schmedt hat mir ein Set der Farben zum Testen zur Verfügung gestellt, um zu sehen, ob wir mit diesen Farben in unserer Schaubuchbinderei arbeiten können.
Wie arbeitet man mit den AscoColor eco Marmorierfarben?
Die Vorbereitung
Einen Tag vor dem Marmorieren beginnt man mit der Zubereitung der Schlichte. Diese wird mit Gelasco (im Set enthalten) und warmem Wasser angerührt. Je nach Größe der Marmorierwanne werden 2 bis 10 Liter Schlichte benötigt. Diese muss über Nacht stehen. Wenn man die Schlichte mit dem Wasser verrührt, sieht man sofort, dass die Zellulose aufquillt und das Wasser dickflüssig wird. Ich habe die Schlichte alle paar Stunden mit einem Schneebesen umgerührt.
Am Tag der Vorbereitung habe ich den Tisch und den Boden mit Malerfolie abgedeckt, da die Farben beim Auftragen sehr spritzen. Als ich das erste Mal marmoriert habe, habe ich das in der Küche gemacht.
Mein Tipp:
Mach das nicht! Das ist so eine Sauerei. Am besten hat man einen Platz, wo man mit den Farben experimentieren kann und wo Farbspritzer kein Problem sind.
Wenn alles vorbereitet ist, gießt man die Schlichte durch ein feines Sieb in die Wanne, um eventuelle Klumpen herauszufiltern. Dann kann es losgehen. Entweder benutzt man die Tropferflaschen mit den Farben oder man füllt etwas Farbe aus den Flaschen in eine Schale, in die man mit einem Fächerpinsel hineingehen kann.
Nun tropft man die Farben vorsichtig auf die Schlichte. Sofort erkennt man, welche Farben schnell auseinander treiben (z.B. Gelb, Orange) oder welche Farben träge sind und gerne nach unten sinken (Grün und Blau). Das liegt an den Pigmenten. Es gibt leichte und schwere Pigmente und je schwerer ein Pigment ist, desto schneller sinkt es ab. Deshalb muss man beim Auftragen sehr vorsichtig sein, das man sich nicht gleich seine Schlichte versaut. Wenn man den Dreh raus hat, kann man wunderbar kreativ sein. Am besten fängt man mit einfachen Steinmustern an, bevor man sich an komplizierte Muster wagt.
Beim Ausprobieren der AscoColor eco Farben habe ich mir Verstärkung geholt. Kathrin, Miniaturbuch-Buchbinderin lernte ich letztes Jahr bei einem Marmorier-Workshop kennen. Sie hatte den Kurs schon öfter besucht, kannte aber die Farben noch nicht.
Es hat wirklich Spaß gemacht, gemeinsam damit zu experimentieren. Die Handhabung ist wirklich einfach, weil man die Farben nicht extra mit Wasser oder Ochsengalle anrühren muss. Das schöne an den umweltfreundlichen Farben ist, das sie nicht riechen und man später die Farbspritzer gut entfernen kann, auch von der Haut. Vor allem die Brillanz der Farben hat uns überzeugt. Egal ob auf weißem oder farbigem Papier, die Farben sind kräftig und werden wunderbar vom Papier aufgenommen.
Da die Schlichte mehrere Tage hält (es kommt darauf an, wie kalt oder warm es draußen ist, im Sommer hält sie nicht so lange), konnte ich heute weiterarbeiten und habe versucht, mit den Farben einen marmorierten Buchschnitt zu machen. Das war wirklich toll. Ich habe extra kleine Buchblöcke dafür angefertigt, um es auszuprobieren. Wenn man das zum ersten Mal macht, sollte man auf keinen Fall mit einem guten Buchblock arbeiten, der ist schnell ruiniert. Denn das Marmorieren eines Buchblocks ist nicht so einfach wie bei einem Bogen Papier und erfordert wirklich viel Übung. Aber die praktische Handhabung der AscoColor Farben erleichtert den Prozess.
Fazit
An dieser Stelle möchte ich mich bei Barbara für die vielen Tipps bedanken und bei der Firma Schmedt, die uns die Marmorierfarben zur Verfügung gestellt hat. Das Fazit von Kathrin war, dass sie diese Farben auch gerne in ihrer Miniaturbuchwerkstatt einsetzen würde. Und ich freue mich darauf, bei meinem nächsten Buchprojekt mit diesen Farben kreativ arbeiten zu können.
Dieses Produktesting fand in Kooperation mit Firma Schmedt GmbH statt.