Am Ende der Kleinen Eiszeit
Ich möchte dir heute gerne ein Naturvideo von Rudolf Ripper empfehlen. Ich vermute, die Aufnahmen aus dem Denali Nationalpark stammen aus den 1970-1980er Jahren. Doch der gesprochene Text ist heute noch genauso aktuell wie vor 30 oder 50 Jahren. Im Gegenteil, die Brisanz ist heute noch um ein vielfaches höher.
Oft wird mir gesagt „Jana, es gibt keinen Klimawandel. Es gab schon immer warme und kalte Perioden.“ Und ja das stimmt, die letzte Kleine Eiszeit reichte von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein. Viele haben bestimmt schon von den schrecklichen Hungersnöten in Irland gehört. Eine Zeit, in der viele Iren nach Nordamerika ausgewandert sind. Das ist die letzte Markierung der Kleinen Eiszeit die um 1845–1852 datiert wird. Der Kleinen Eiszeit ging eine Periode voraus, die als mittelalterliche Warmzeit bezeichnet wird.
Jetzt könnte man sagen, wir befinden uns wieder in der Warmzeit, die der Kleinen Eiszeit vorausging. Doch daran zweifle ich als Geographin. Es ist die Schnelligkeit, mit der die Veränderungen eintreten. Hast du schon mal gesehen, wie schnell die Eisdecke an den Polen und die Gletscher in den Bergen in den letzten hundert Jahren abgeschmolzen sind? Änderungen, vor allem Klimatologische passieren normalerweise über hunderte und tausende Jahren und nicht innerhalb weniger Jahrzehnte.
Im Gegensatz zu den früheren Jahrhunderten verbrennen wir tagtäglich hunderttausende Tonnen von Braun- und Steinkohle, Erdöl, Holz – also fossile Brennstoffe. Seit 2022 leben mehr als 8 Milliarden Menschen auf unserer Erde. Was brauchen wir tagtäglich um all diese Menschen mit ihren Grundbedürfnissen zu versorgen? Stell dir vor, jeder Mensch davon würde ein eigenes Auto, oder wie wir in Deutschland zwei oder mehr Autos besitzen und fahren. Das Problem muss man weltweit betrachten. Man kann tagtäglich über aktuelle Satellitenbilder tausende Kilometer von Staus beobachten. Wir holzen bzw. verbrennen massiv den Regenwald auf der ganzen Welt ab. Nicht nur den Regenwald im Amazonas, auch die Wälder Sibiriens und anderen Waldreichen Regionen. Wir versiegeln alleine in Deutschland jeden Tag mehrere Fußballfelder große Flächen.
Denkst du, das hat keine Auswirkungen auf unsere Umwelt, auf unser Klima? Glaubst du unverändert an grenzenloses Wachstum, ohne dass das Veränderungen nach sich zieht? Wie lange werden unsere Vorräte an fossilen Brennstoffen, Metallen usw. noch reichen, die wir auch noch zusätzlich in sinnlosen Kriegen verpulvern? Wir streiten uns ja jetzt schon weltweit um die Sandvorkommen, die man zur Herstellung von Beton braucht. Ich bin immer wieder erstaunt über die Naivität und gleichzeitige unermessliche Gier, zu denken, das alles so weitergehen kann wie bisher. Vielleicht ist es nur die Hoffnung, auch der ich persönlich immer wieder gerne erliege und glaube, das alles nicht so schlimm kommen wird oder wir das Steuer noch rumreißen können. Aber wissen wir es? Oder werden es erst unsere Kinder und Enkelkinder erleben und wird es dann nicht schon zu spät sein? Ich weiß nur, das wir mit kürzer duschen, Waschlappen und zwei Pullovern das Problem nicht beheben können. Dazu gehört ein wirkliches Umdenken, das neben den ökologischen Fragen vor allem die sozialen Folgen der Menschheit beachtet.
Die Tage musste ich lachen, als ich las, das die Erderwärmung eine Lüge ist, weil sich der Nordatlantik abkühlt. Das er sich abkühlt, das stimmt, das beobachten Wissenschaftler schon seit Jahren. Nun eigentlich hätte ich über die Schlagzeile weinen müssen, weil soviel Nichtwissen in unserer Gesellschaft vorherrscht.
Was befindet sich im Nordatlantik? Der warme Golfstrom, der dafür verantwortlich ist, das wir hier in Europa ein gemäßigtes Klima haben. Durch das Abschmelzen der Polkappen und dem Eindringen von leichterem Süßwasser in den Nordatlantik, wird der Golfstrom verdrängt. Wenn der Golfstrom versiegt, werden sich auch unsere Klimatischen Bedingungen massiv verändern. Schon jetzt verändern sich die Jetstreams. Leider sehen wir den Golfstrom nicht, er ist für uns weit entfernt. Was Menschen nicht sehen, verstehen sie meistens auch nicht. Menschen anderer Regionen, wie zum Beispiel in Sibirien, die starke Probleme mit dem auftauenden Permafrostboden haben oder Menschen die auf kleinen Inseln leben und wissen, dass es ihre Insel aufgrund steigender Meeresspiegel bald nicht mehr geben wird, sehen die Folgen tagtäglich.
Ich kann erkennen, das ich seit drei Jahren in meinem Garten Holzbienen habe. Diese lebten noch bis vor einem Jahrzehnt ausschließlich südlich der Alpen und sind in den letzten Jahren zu uns gewandert. Überall breiten sich im Muldental Pflanzen und Tiere aus, die hier nicht heimisch sind. Gleichzeitig gibt es keinen einzigen Singvogel mehr in meinem Garten. Sind der Grund dafür die vielen baumlosen Schottergärten in meiner Umgebung? Oder die fehlenden Insekten, die in den letzten Jahrzehnten massiv vernichtet wurden? Ich beobachte die Veränderungen an den kleinen Dingen in der Natur.
Seit 5-10 Jahren leidet Deutschland unter einer massiven Trockenheit. Schau dir einfach mal den Bodenfeuchtezustand in der Deutschlandkarte an. Bei uns im Muldental sterben zu hunderten die alten Buchen. Es ist ein Trauerspiel.
Natürlich kann man das alles als saisonal und „das war schon immer mal so“ verbrämen. Doch wir werden, das wir den „Kopf in den Sand stecken“ eines Tages zutiefst bereuen, spätestens dann, wenn noch mehr Kriege um Nahrung, Wasser und andere Ressourcen weltweit zunehmen werden. Dabei wäre es so einfach, wenn wir uns alle ein wenig mäßigen würden und als eine Menschheit begreifen, die nicht gegeneinander sondern miteinander auf dieser Welt sein sollte.
Klimaveränderungen sind keine Glaubensfrage, keine Religion. Es geht nicht mehr darum, ob es sie gibt, sondern wie stark sie uns in den nächsten Jahrzehnten betreffen werden, vor allem wenn wir unvermindert so weiter machen. Umweltveränderungen werden uns in allen Bereichen treffen und haben Auswirkungen, von denen wir heute keine Vorstellung haben, weil wir noch immer nicht die komplexen Zusammenhänge in all ihrer Gänze verstanden haben. Wie sollten wir auch, der Mensch ist nicht Herrscher über die Natur, er ist nicht Allwissend. Auch dieser Irrglaube wird uns eines Tages teuer zu stehen kommen.
Über die Aussagen (siehe unten) von Rudolf Ripper habe ich lange nachgedacht und sie haben mich dazu bewogen, diesen Artikel zu schreiben. Mit den Worten von Sarah Lesch und ihrem Lied „Testament“ möchte ich meinen Artikel mit folgenden Zitat beenden:
Und jetzt wartet nicht auf ein versöhnliches Ende
Sarah Lesch „Testament“
Den Gefallen tu ich euch nicht
Kein Augenzwinkern, keine milde Pointe
Die das Unwohlsein wieder bricht
Irgendwann werden die Götter nicht mehr lachen
Und falls es mich dann nicht mehr gibt
Hinterlass ich ein Kind, das sich selbst gehört
Und dies unhandliche Lied
»Die Abende und Nächte am Lagerfeuer ließen mich oft über verschiedene Abläufe der Menschen und deren Möglichkeiten kritisch nachdenken. Der Mensch macht sich seine Gesetze, das Recht, je nachdem wie es die einzelnen Regisseure wollen. Vielen Menschen fehlt die Kraft, das Urteils- und Einfühlungsvermögen sich über verschiedene Dinge eine eigene Meinung richtig zu bilden. Dadurch werden auf leichte Art Ansichten angenommen und verbreitet. Da gibt es Menschen die von Humanität sprechen und übervorteilen ihre Mitmenschen. Täglich sprechen sie von Gleichberechtigung aller Menschen, solange es nicht sie selbst betrifft. Sie sprechen gefühlvoll von Frieden und bauen mit großer Kraft Bomben. Da möchte man kräftig kehren mit eisernem Besen für den Erhalt der Umwelt und Gegenmaßnahmen die diese kaputt machen könnte. Das aber möglichst vor der anderen Haustür.
Rudolf Ripper www.jagdschule-alb-donau.de
Da gibt es Menschen die gegen das Töten von Tieren sind. Die sich Tierfreunde nennen, sich Hunde und Katzen halten, diese aber mit dem Fleisch anderer Tiere füttern. Es protestieren sogenannte Tierschützer gegen das Töten von Tieren und tragen von Pelzkleidung. Tragen aber gleichzeitig selbst jede Kleidung. Da protestieren täglich Leute gegen Chemie, Atomkraft und man benutzt diese im Unverstand. Es wird kein bisschen von dem übertriebenen Wohlstand abgewichen, fürchtet aber gleichzeitig die dadurch entstandenen Umweltschäden. Sind die Menschen so vermessen und durch ihre Gewohnheiten so eingebildet, zu glauben, dass sie fähig sind die Natur kaputt zu machen? Sind sie denn wirklich so dumm nicht zu wissen, dass die Natur selbst mit allen Mitteln die dem Menschen zur Verfügung stehen nicht kaputt zu machen ist, sondern nur unserem Lebensraum. Doch ist das nicht auch schon genug? Was sagen wir eines Tages unseren Kindern und Enkeln, wenn sie uns fragen, warum es den in der Jetztzeit vorhandenen Lebensraum nicht mehr gibt. Sagen wir, wir haben ihn geopfert für Wohlstand, Egoismus übertriebene Technologie, Fortschritt oder werden wir wieder so vermessen sein und behaupten, dass die Nachkommen den jetzigen Lebensraum ja gar nicht mehr wollen, dann müssten wir aber unsere Dummheit eingestehen.«
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Ruedi
Natürlich gab es die erwähnten Klimaextreme immer schon. Wobei: immer heisst meist 150 Jahre, länger gehen die Messungen nicht zurück. Wenn man aber die Häufungen anschaut, sieht es viel bedrohlicher aus. Die 20 stärksten Hurricans, die frühesten Tornados im Jahr, die Fläche an Waldbränden in Gebieten, wo es noch nie welche gab, Temperaturextreme (Sibirien mit 38, Kalifornien mit 47 Grad) usw. – alles in den letzten paar Jahren. Wer keine Tiere kennt und ohne Garten lebt, wird deine Beobachtungen als Gerücht abtun.
Das mit der Atlantiktemperatur ist erst der Anfang. Wenn die Meeresströme ändern, ist es in Europa vorbei mit feucht und gemässigt. Aber es wird immer solche geben, die es „positiv“ sehen. Bei höherem Meeresspiegel muss man nicht mehr so weit fahren in den Badeurlaub, der Gaspreis ist heute nur noch ein Fünftel wie vor einem halben Jahr, weil niemand richtig heizen muss. Ist doch super. Ein Geographiestudium ist eher die maximale Ungemütlichkeit, weil man all den Schwachsinn hinter solchen Positivmeldungen erkennt. Solche Meldungen sind aber gut für alle, die ein wenig Bedenken haben und einen Grund suchen, nichts verändern zu müssen. Vielleicht wird erst dann mehr unternommen, wenn die heutigen Spitzenanbaugebiete im Westen vertrocknet sind und neue in Sibirien liegen.
Es gibt schon Begriffe für die Ohnmachtsgefühle wegen der Aussichtslosigkeit bei Klimathemen. Es wird noch dauern, bis das als Volkskrankheit in der Bedeutung aufgestuft wird. Eher wird es ein Medikament dagegen geben als eine Ursachenbekämpfung.
Das wahre Elend sieht man schon an Begriffen. „Umweltschutz“ ist genau verkehrt. Eine Welt um was herum eigentlich? Es suggeriert, dass die Umwelt geschützt werden soll. Dabei wären es Massnahmen, die den Menschen schützen könnten vor für ihn negativen Veränderungen.
Einen Trost gibt es immerhin: du hast neue Fotomotive, wenn Pflanzen und Tiere erstmals nördlich der Alpen auftauchen.