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Jana Mänz - Naturfotografie mit Seele

Atlas, Globus, Weltkarte

Neue Blickwinkel in der Fotografie und im Leben: Den Horizont erweitern und die Weltkarte mit anderen Augen sehen

11. Dezember 2023
7 min Lesezeit

Meine Lieblingsübung beim Fotografieren ist der Perspektivenwechsel. Normalerweise machen wir ein Foto so, wie wir es aus unserer stehenden Perspektive sehen. In meiner Praxis sehe ich dann oft Fotografen, die sich keinen Schritt bewegen und stattdessen hektisch am Zoom drehen. Selten sehe ich Fotografen, die sich auf Augenhöhe z.B. mit dem Kind begeben, und noch seltener sehe ich einen wirklichen Perspektivwechsel, z.B. indem sie sich auf den Boden legen oder von oben fotografieren. Wenn ich ein Motiv gefunden habe, das mich anspricht, probiere ich meistens fast alles aus, auch um zu sehen, wie sich Licht und Schatten verändern um mein Motiv eventuell auch anders gestalten zu können.

Zuletzt habe ich an mir selbst festgestellt, was ich in der Fotografie verinnerlicht habe, habe ich als Geografin mit meiner inneren Landkarte nie gemacht. Meine Vorstellung von der Welt, in der wir leben, basiert auf einem Kartenbild, in dessen Zentrum Deutschland steht. Meine Schulzeit, mein Studium als Geographin als auch meine Arbeit als Geographin im Schulbuchverlag ist von dieser Darstellung geprägt. Nun, das ist leider weltweit so, wenn man sich Schulkarten aus Amerika oder Asien anschaut, dann wird auch dort das jeweilige Land im Zentrum dargestellt. Mit dieser Perspektive wachsen wir alle auf.  Dass dieses Kartenbild aber zu Missverständnissen und falschen Sichtweisen führen kann, ist mir in letzter Zeit aufgefallen.

Atlas, Globus, Weltkarte
Flohmarktfund: Ein aus den ca. 1950er Jahre stammender Globus, in Handarbeit mit Papier überzogen

Perspektivenänderung durch Kartenansicht

Ich hatte in diesem Jahr zwei Erlebnisse, die meine Kartenvorstellung auf den Kopf gestellt haben. Das eine begann damit, dass ich erfuhr, dass Dimash Qudaibergen, der in Peking, Moskau oder Hongkong ganze Stadien mit seiner fantastischen Musik füllt und in Deutschland eher unbekannt ist, nächstes Jahr ein Konzert in Budapest geben wird. Ich war nur einmal als Kind in der ungarischen Hauptstadt. Meine Erinnerungen sind verschwommen. Damals sind wir drei Tage mit dem Zug von Dresden nach Varna gefahren und ich hatte das Gefühl, dass Budapest ziemlich weit weg ist. Also habe ich online bei der Deutschen Bahn Leipzig – Budapest in die Suchmaske eingegeben. Ich dachte, ich könnte wieder mit dem Zug dorthin fahren. Die Ergebnisliste war niederschmetternd: 16 Stunden Fahrt über Nürnberg, Wien nach Budapest und 5 mal umsteigen. Würde ich jemals mit der DB dort ankommen, wenn es nicht mal möglich ist, pünktlich von Leipzig in Hamburg anzukommen?

Also ging ich auf Google Map und schaute nach, wie weit es mit dem Auto von meinem Wohnort nach Budapest ist. Nur 750km? Das ist ja fast genauso weit wie meine letzte Reise nach Freiburg im Breisgau! Warum dachte ich, dass Budapest so unendlich weit weg ist? Und warum waren Bratislava und Wien plötzlich, nachdem die Karte auf Budapest zentriert war, so nah an Budapest und Salzburg und München schien unendlich weit weg? Mir wurde klar, dass meine Vorstellung von der Karte und deren Entfernungen in meinem Kopf nicht stimmte, dass ich meine Perspektive ändern musste. Als Wiener könntest du dein Wochenende in Budapest verbringen, es sind nur zwei Stunden Autofahrt.

Mein alter DDR-Globus aus Kindheitstagen
Mein alter DDR-Globus aus Kindheitstagen

Ostasiatische Perspektive und Erinnerungen an die DDR

Noch drastischer musste ich meine Kartenperspektive auf den ostasiatischen Raum ändern. Durch meine Vorliebe für koreanische und japanische Serien kann man sich der Geschichte dieser Länder nicht entziehen. Als Kind der DDR, das im geteilten Deutschland aufgewachsen ist und den Kalten Krieg noch deutlich vor Augen hat, geht mir das Schicksal Koreas nahe. So viele Jahrzehnte, in denen viele Familien immer noch durch eine Grenze getrennt sind.

Ich habe mich gefragt, ob man heute als Tourist nach Nordkorea reisen kann, so wie damals in die DDR? Ich dachte bis vor kurzem tatsächlich, das das gar nicht gehen würde. Laut meiner Recherche gibt es einige Reiseveranstalter, unter anderem ein Reisebüro in Hamburg, das sich auf Reisen nach Nordkorea spezialisiert hat. Ich habe dann bei Google nach Reiseberichten gesucht und war überrascht, wie sehr die Reisenden über Land und Menschen schwärmen.

Gleichzeitig wunderte ich mich, dass die Reise über Peking gehen sollte. Warum Peking? Das ist doch auf meiner Landkarte unendlich weit weg von Korea. Nein, das ist es nicht. Im Gegenteil, von Peking nach Pjöngjang sind es ca. tausend Kilometer***. Genauso wie Seoul unweit der innerkoreanischen Grenze liegt, ähnlich wie meine Heimatstadt Halberstadt an der damaligen innerdeutschen Grenze. Als Kind dachte ich, der Weg in den Westen ist unendlich weit weg, dabei trennten nur 50km Halberstadt von Braunschweig.

*** Zum Verständnis: Für mich persönlich sind 1.000km die Entfernung die ich innerhalb eines Tages mit dem Auto erreichen kann. Ob von Grimma in die Bretagne (ca. 1.300km) oder von Neapel nach Grimma (ca. 1.200km) habe ich schon innerhalb eines Tages mit dem Auto zurück gelegt. Entfernungen sind relativ. Wie viele Menschen aus den alten Bundesländern kenne ich, die die halbe Welt bereist haben, aber noch nie in Leipzig, Dresden oder Erfurt gewesen sind?

Ich bin im Grenzgebiet aufgewachsen und habe direkt nach der Wende im ehemaligen Todesstreifen am „Großen Bruch“ gespielt, der heute ein großes Naturschutzgebiet ist.  Das Thema der Teilung Koreas spielt natürlich in den K-Dramen immer eine große Rolle und ich spüre auch in diesen Filmen, wie sehr es die Koreaner beschäftigt und ich wünsche mir, dass sie eines Tages, so wie wir Deutschen, eine friedliche Wiedervereinigung feiern können. Dass wir Deutschen eine besondere Beziehung zu Korea und Japan haben, merke ich daran, dass egal in welcher Serie, Deutschland in Form von Produkten oder Kultur in irgendeiner Weise immer erwähnt wird.

Am Anfang habe ich mich immer gewundert, warum sich die Koreaner dafür entschuldigen, dass sie kein Russisch können, und warum in Filmszenen, die in einem Hafen spielen, die Fischer oft Russisch sprechen. Warum Russisch? Das fand ich merkwürdig. Auch hier genügt ein Blick auf die Landkarte und in die Geschichte des ostasiatischen Raumes. Seit jeher gibt es Beziehungen zu Japan, China und Russland. So haben die Japaner im Zweiten Weltkrieg viele Koreaner nach Sachalin deportiert, um dort im Bergbau zu arbeiten. Auch heute noch, obwohl Sachalin seit dem 2. Weltkrieg zu Russland gehört, leben viele Koreaner dort. Deshalb sprechen Koreaner Russisch. Auch Wladiwostok ist nicht weit von Südkorea entfernt. Mit dem Schiff sind es nur ca. 600km.

Wenn du dich ebenso für Korea interessiert, gibt es eine interessante Seite: KBS World ist für Korea das, was für uns die Deutsche Welle im Ausland ist. Hier kannst du ebenso viel über Nordkorea lesen.

Mit dem Perspektivwechsel hat sich auch mein Weltbild, meine Vorstellung von Ländern und Grenzen noch einmal verändert. Budapest liegt nicht viel weiter von meinem Wohnort entfernt als Freiburg im Breisgau. Prag näher als Hamburg oder München. Vielleicht versuchst du auch einmal, mit Google Map oder über die Website luftlinie.org virtuell zu reisen und entdeckst Regionen, Städte, die dir unendlich weit weg erscheinen und doch viel näher sind als die Kartendarstellung, die sich in deinem Kopf manifestiert hat.

Vielleicht denkst du das nächste Mal, wenn du fotografieren gehst, an meinen Blogbeitrag und die veränderte Perspektive. Versuche, das Motiv aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Vielleicht kannst du ihn drehen und verschieben wie auf der virtuellen Landkarte und vielleicht entdeckst du etwas ganz anderes, das dann in deinen Fokus rückt.

PS: Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir schreiben würdest ob du schon einmal in Nord- oder Südkorea gewesen bist und wie es dir gefallen hat.

TAGS:KoreaLandkartenPerspektive
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Jana Mänz

– geboren 1976 in Halberstadt. In ihrer künstlerischen Arbeit verbindet sie die Liebe zur Natur mit einer tiefen Auseinandersetzung mit japanischer Ästhetik und ostasiatischer Kunst. Statt die Welt abzubilden, sucht sie nach den stillen Momenten dazwischen – nach Licht, Vergänglichkeit und innerer Resonanz. Ihre Bilder entstehen nicht aus dem Wunsch nach Perfektion, sondern aus dem Bedürfnis, dem Wesen der Dinge näherzukommen. In ihren Workshops geht es nicht um Technik, sondern darum, wie sich Sehen, Empfinden und Natur auf neue Weise verbinden lassen.

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