Der Kampf um den Buchhandel: Erfahrungen einer Autorin und die Suche nach Fairness
Der Aufschrei gegen Amazon und der Buchhandel vor zehn Jahren
Vor gut zehn Jahren, als ich noch meinen privaten Blog schrieb, ging ein Aufschrei durch die Blogosphäre: „Amazon macht den stationären Buchhandel kaputt“. Als ehemalige Verlagsredakteurin und Buchliebhaberin ging das für mich gar nicht, die Buchhandlung war immer mein liebster Ort. Allein der Geruch frisch gedruckter Bücher. Bis heute kaufe ich keine gedruckten Bücher bei Amazon, schon weil ich als Autorin weiß, wie viel Gebühren Amazon verlangt.
Warum ich nicht mehr über Amazon verkaufe und meine Bücher anders vertreibe
Ich selbst werde meine Bücher künftig nicht mehr über Amazon verkaufen. Es sind nicht nur die horrenden Gebühren, sondern auch die AGBs für Verkäufer, die immer ausufernder werden – angefangen von der Vorgabe, wie viel Versandkosten ich bekomme (die schon lange nicht mehr die DHL-Versandkosten und Verpackungskosten widerspiegeln, bis hin zum erzwungenen Gratisversand seitens Amazon) bis hin zur Vorgabe, wie schnell ich das Buch versenden muss. Ganz zu schweigen von dem absurden Bewertungssystem. Natürlich versuche ich, die Bücher so schnell wie möglich zu verschicken, aber das geht nicht immer und es kommt immer häufiger vor, dass Büchersendungen spurlos verschwinden. Da kann ich noch so viele Nachforschungsanträge bei der DHL stellen, es passiert nichts und ich bleibe auf den Kosten sitzen. Deshalb verschicke ich meine handgemachten Bücher nur noch versichert und mit Sendungsverfolgung.
Unfreundlichkeit und Zahlungsmoral: Die Probleme mit dem Buchhandel
Aber Amazon ist schon lange nicht mehr das Problem. Auch der Buchhandel, insbesondere die großen Ketten, werden immer unfreundlicher. Was wurde aus der Initiative: Rettet den Buchhandel? Das würde ich heute nicht mehr unterschreiben, weil ich als Autorin in den letzten 13 Jahren nicht immer gute Erfahrungen gemacht habe.
Wo liegt das Problem? Das fängt schon bei der Zahlungsmoral an. Viele Buchhandlungen scheinen auf die Mahnungen zu warten, bis sie zahlen. Andere sind unverschämt und wollen den Buchhandelsrabatt bestimmen, ohne überhaupt freundlich nachzufragen. Das ging einmal so weit, dass ich von einem Buchhandlungsinhaber verbal bedroht wurde, weil ich seinen Forderungen nicht nachgab.
Die Zusammenarbeit mit ausgewählten Buchhandlungen und die Bedeutung des persönlichen Kontakts
Mittlerweile bin ich so weit, dass ich nur noch mit ausgewählten Buchhandlungen zusammenarbeite. Buchhandlungen, die mich freundlich mit Namen ansprechen und nach den Konditionen fragen. Es gibt sie noch, die inhabergeführten kleinen Buchhandlungen, die sich die Mühe machen, mit dem Autor in Kontakt zu treten, und mit denen arbeite ich auch gerne zusammen.
Die Enttäuschung über die Entwicklung des Buchhandels und die Suche nach Lösungen
Ich erinnere mich an eine Situation vor vielen Jahren, als mein Buch „Naturfotografie mal ganz anders“ (siehe Neuauflage 2023) im Franzis Verlag erschien. Voller Stolz ging ich mit einem Exemplar in die örtliche Buchhandlung und fragte, ob wir eine Veranstaltung machen wollten, da viele der Fotos hier vor Ort und in der Region entstanden sind. Die damalige Buchhändlerin nahm das Buch in die Hand, drehte es sofort um und schaute nach dem Preis. Mit einem ziemlich verächtlichen Blick sagte sie nur: „Der Preis von 29,90 € ist viel zu hoch, das verkauft sich hier nicht“.
Sie gab mir das Buch zurück und das Gespräch war beendet. Damals hat mich das sehr getroffen, heute weiß ich aus einem Autorinnenforum, dass solche Reaktionen von Buchhändlern ganz normal sind und nur wenige Buchhandlungen gerne mit regionalen Autorinnen und Autoren zusammenarbeiten.
Aus gegebenem Anlass habe ich meine Bucheinträge im Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) zum Jahresende gekündigt. Nicht nur, weil der Eintrag viel Geld kostet, sondern auch, weil über das System unfreundliche und anonyme Anfragen kommen.
Dass Bücher heute keinen besonderen Stellenwert mehr haben und die Arbeit von Autoren nicht mehr wertgeschätzt wird, ist schon lange bekannt. Aber es nimmt immer weitere Ausmaße an, die ich nicht mehr mitmachen möchte.
Meine Bücher werden nur in kleinen Auflagen gedruckt. Ich mache alles selber – angefangen vom schreiben und fotografieren, über die Herstellung bis hin zum Verkauf, Buchhaltung. Meine Naturfotografiebücher sind zeitlos und auch nach einigen Jahren aktuell und inspirierend. Ich möchte meine Bücher nicht makulieren, nur weil es Leser es in der Buchhandlung achtlos behandelt hat. Deshalb verkaufe ich meine Bücher nur direkt an meine Leserinnen und Leser. Gerne mit Widmung oder persönlicher Anrede.
Die Absurdität der Büchervernichtung: Eine Szene aus der Serie „Romance is a bonus book“
Eine kleine Anmerkung zum Thema Makulatur. Ich hatte vor längerem in meinem Blog zum Buch Gefühl und Verstand – Naturfotografie geschrieben. Umso mehr hat es mich überrascht, dass das Vernichten von Büchern in der koreanischen Serie „Romance is a bonus book“ dargestellt wird. Die Serie spielt in einem Verlagshaus und behandelt alle möglichen Themen rund um das Verlagswesen. In einer Episode müssen die neuen Mitarbeiter in die Druckerei, wo auch neue Bücher vernichtet werden. Eine sehr eindrucksvolle Szene, die die Absurdität unserer Buchwelt zeigt. Eine Serie die ich allen empfehlen kann, die gerne in die Welt der K-Dramas eintauchen möchten.
Die harte Arbeit hinter der Buchproduktion und die Wertschätzung für Bücher
Jeder Autor, jeder Schriftsteller, jeder Illustrator, jeder Verleger müsste bei diesen Szenen weinen. Bücher zu machen ist eine unglaublich harte Arbeit, anders kann ich es nicht beschreiben. Vor allem, wenn man alles selbst macht, wie ich es tue. Umso mehr sollten wir Bücher gut behandeln. Spätestens dann, wenn uns Bücher ans Herz gewachsen sind, sie einen besonderen Erinnerungswert haben und dann nicht pfleglich behandelt wurden. Ich erlebe es in der Schaubuchbinderei immer wieder, dass Menschen kommen, um ein geliebtes Buch reparieren zu lassen und es ist oft gar nicht so einfach oder unglaublich aufwendig, diese Bücher wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen, sodass es wieder gelesen werden kann.
Zuletzt kommentiert
Astrid Schepull
Liebe Jana, ein interessanter und erschreckender Blick hinter die Kulissen. Ich finde gute menschliche Arbeit ist wertvoll und darf gern etwas kosten.
Wolfgang Albrecht
Leider wird vieles einfach brutaler.Frage oft“was bringt es ein, nicht mehr wie gut es ist.
Vielen Dank für Deine Mühen.