Kreativübung : Vacuité – die große Leere des Winters
Ich genieße die Winter-Zeit, vor allem die, die ich draußen mit der Kamera verbringe. Natürlich friere ich in den ersten Momenten, ich will rein, meine Finger und Füße sind eiskalt, doch ist das schnell vergessen, sobald ich die Kamera in die Hand nehme. Es ist wie Magie, in der die Außenwelt plötzlich weniger wichtig ist, in der ich die Kälte nicht mehr wahrnehme und nur noch der Apparat in meinen Händen Bedeutung hat. Die Melancholie des Winters liegt mir näher als das aufgeregte Wachstum des Sommers. Das Licht im Winter kann wundervoll sein, es ist weich und schmeichelnd, kann entweder extreme Klarheit zeigen oder aber Konturen verschwimmen lassen. Auch trübes Grau und Schneefall kann seine Reize haben, da sie für mich den Kern der Landschaft herausarbeiten. Was ich damit meine? Die puren Konturen und Linien, reine Schwarz-Weiß-Kontraste ohne Ablenkung durch Farbe.
Gestern war es wieder einmal so weit. Ich brauchte frische Luft und bin in die Landschaft gefahren und habe Fotos gemacht. Es war verschneit, trübe, grau. Und dabei ist mir eine kreative Übung eingefallen, für die die verschneite Landschaft sich ideal eignet. Normalerweise versuchen wir ja, Landschaften in ihrer ganzen Pracht einzufangen. Wir suchen Motive, die wir in Szene setzen. Daher ist die Fotografie im Schnee auch für viele eher reizlos, da die Landschaft trübe und leblos wirkt. Es sind keine Farben vorhanden, die werden von dem alles umhüllenden Schnee aufgesaugt. Aber genau das ist es, was so ideal ist für unsere Übung:
Die Leere in der Landschaft
Versucht einmal, nicht Motive zu suchen, sondern den euch umgebenden Raum in Szene zu setzen. Gerade im Schnee gibt es wenig Ablenkung von den puren Formen der Landschaft, Landschaft erscheint im Winter ungemein reduziert. Nun reduziert ihr sie noch mehr, versucht einfach, so wenig wie möglich auf dem Foto einzufangen und dafür den Raum zu zeigen, den sogenannten Negativen Raum, wie er in der Fachsprache genannt wird. Das ist schwieriger als ihr vielleicht denkt, denn viel leerer Raum im Foto kann unglaublich langweilig wirken. Er kann aber auch ungemein spannend wirken, sofern es euch gelingt, ihn in Szene zu setzen. Natürlich könnt ihr die Übung auch ganz ohne Schnee machen, doch erleichtert der Schnee euch die Arbeit.
Wichtig bei dieser Art der Fotografie ist es, eine große Blendenzahl zu verwenden, sodass die Bilder mit ihrer Struktur eine Tiefe bekommen. Im Schnee verwende ich gerne Blenden zwischen 10 und 14. Um den Weißabgleich kümmere ich mich erst bei der RAW-Bearbeitung. Ich verwende dazu Lightroom und die Funktion “Weißabgleich”. Mit einem Klick der “Weißabgleichs-Pipette” suche ich mir einen grauen Ton (meistens ein Baum).
Ist es sehr nebelig, verwende ich auch eine höhere ISO, die dann zwischen 400 und 1000 liegt, je nachdem wie sich die Lichtverhältnisse gestalten. Damit die wenigen Konturen wirklich scharf werden, arbeite ich am liebsten mit meiner 50mm Festbrennweite.
Mein Webtipp!
Wenn ihr Inspiration braucht: Schaut euch mal bei dem Fotografen Nadav Kander um, gerade die Landschaftsfotos (God’s Country, Colour Fields) zeigen einen zum Teil extremen Minimalismus, der jedoch ebenso faszinierend sein kann wie ein üppig gefülltes Foto.
Zuletzt kommentiert
Mainzauber-Elke
Die Bilder gefallen mir. Das ist wirklich eine Art von Fotografie, an der ich mich noch nie versucht habe. Leider gibt es bei uns grad keinen Schnee mehr, aber der wird wieder kommen. Dann will ich das mal ausprobieren.
Herzliche Grüße
Elke
Jana
Mainzauber-ElkeLiebe Elke, du brauchst für diese Art der Fotografie nicht unbedingt Schnee. Eine Nebellandschaft oder eine leere Landschaf (Ackerfläche, Wiese etc.) eignet sich dafür auach. Probier es mal aus. Zudem entwickelt man auch ein Auge dafür, diese Leere überhaupt wahrzunehmen.
Mainzauber-Elke
JanaDa hast du natürlich recht. Wenn es mal irgendwann wieder aufhört mit dem Dauerregen, dann zieh ich los. Ich weiß auch schon wohin. Und sag jetzt nur nicht, dass man auch bei Regen fotografieren kann ;-)
LG – Elke ( ich konnte noch nie gut rechnen grummel)