Zwischen Tradition und Liebe: Eine Gedankenreise durch die chinesische Philosophie
In nachdenklichen Momenten, wenn die Welt um mich herum zur Ruhe kommt, inspirieren mich oft die Lehren großer Philosophen. Besonders fasziniert mich die chinesische Philosophie, die mit ihrer tiefen Weisheit und ihrem Streben nach Harmonie eine ganz eigene Welt eröffnet. Wenn ich über das Leben nachdenke, kommen mir die Gedanken von Mozi und Konfuzius in den Sinn – zwei große Philosophen, die auf ihre Weise nach einem besseren Leben für die Menschen strebten.
Konfuzius (ca. 551 v. Chr. bis 479 v. Chr.) lehrt uns die Bedeutung von Ordnung und Beziehungen. Er erinnert mich daran, wie wichtig es ist, dass jeder seinen Platz im Leben findet. Die Familie ist für ihn ein Anker, ein Ort, an dem wir Halt und Unterstützung finden. Konfuzius’ Idee, dass wir durch Rituale und Traditionen ein erfülltes Leben führen können, erinnert mich an die Wärme alter Bräuche. Es sind die kleinen, alltäglichen Dinge, die das Leben schön machen – ein gemeinsames Essen mit der Familie oder Freunden, ein Spaziergang mit meiner Hündin am frühen Abend im Wald. Diese täglichen Rituale geben meinem Leben Struktur und Sinn und lassen mich mit etwas Größerem verbunden sein.
Mozi (ca. 470-391 v. Chr.) hingegen spricht von einer Liebe, die keine Grenzen kennt. Er fordert uns auf, alle Menschen gleich zu lieben, egal wer sie sind. Dieser Gedanke der universellen Liebe berührt mich zutiefst. Wenn ich durch die Straßen gehe und die Vielfalt der Menschen um mich herum sehe, denke ich an Mozi. Seine Worte erinnern mich daran, dass jeder Mensch wertvoll ist, dass unsere Welt nur dann wirklich friedlich sein kann, wenn wir lernen, uns gegenseitig zu respektieren und zu schätzen. Für Mozi ist Liebe nicht nur ein Gefühl, sondern eine Entscheidung, die wir jeden Tag treffen. In einer Welt, die oft von Spaltungen und Konflikten geprägt ist, scheint Mozis Aufruf zur universellen Liebe aktueller denn je.
Wenn ich über die chinesische Philosophie nachdenke, sehe ich deutlich die Unterschiede zwischen diesen beiden Gelehrten. Konfuzius mit seiner Liebe zur Tradition, zu familiären Bindungen und hierarchischen Beziehungen; Mozi mit seinem Streben nach universeller Liebe und Gleichheit. Beide haben ihre eigene Wahrheit, und doch ergänzen sie sich in meiner Vorstellung. Es ist, als wären sie zwei Seiten derselben Medaille – die eine geformt von der Weisheit alter Bräuche, die andere von der Sehnsucht nach einer gerechten Welt. In dieser Dualität finde ich eine tiefe Resonanz, denn sie erinnert mich daran, dass das Leben oft ein Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation, zwischen persönlicher Verbundenheit und universeller Verantwortung erfordert.
Manchmal, wenn ich durch die Natur gehe, denke ich an diese beiden großen Philosophen. Die Bäume, die Vögel, der Wind – alles scheint mir Geschichten zu erzählen. Geschichten über Harmonie, über Gleichgewicht, über die Balance zwischen Altem und Neuem, zwischen Ordnung und Freiheit. In diesen Momenten empfinde ich eine tiefe Ruhe. Es ist, als würde mir die Natur selbst sagen, dass es in Ordnung ist, nicht immer alles verstehen zu müssen. Dass es genügt, im Augenblick zu sein und die Weisheit aufzunehmen, die mich umgibt.
Diese Gedanken führen mich oft dazu, die chinesische Philosophie mit anderen philosophischen Traditionen zu vergleichen. Die Griechen, wie Sokrates und Platon, mit ihren tiefen Fragen nach dem Sein, nach dem, was das Universum zusammenhält. Sie suchen nach der Wahrheit, nach dem, was hinter der sichtbaren Welt liegt. Es ist die Suche nach dem Absoluten, nach dem Unveränderlichen. Wenn ich darüber nachdenke, spüre ich die Schwere ihrer Fragen. Es ist, als versuchten sie, die Welt mit ihrem Verstand zu erfassen, alles zu durchdringen, was existiert. Doch trotz aller Technik und aller wissenschaftlichen Fortschritte haben wir das Universum noch nicht vollständig verstanden. Es ist, als wäre die Suche nach der Wahrheit selbst eine endlose Reise, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet.
Dann wende ich mich der deutschen Philosophie zu, die sich auf das Ich, auf die Freiheit des Individuums konzentriert. Denker wie Kant und Hegel haben versucht, die Welt durch das Ich zu verstehen, durch das, was in jedem von uns steckt. Diese Philosophie erinnert mich daran, wie wichtig es ist, sich selbst zu kennen, sich selbst zu verstehen. Sie lehrt mich, dass Freiheit nicht nur eine äußere, sondern vor allem eine innere Angelegenheit ist. Dass wir nur dann wirklich frei sind, wenn wir uns selbst befreien, wenn wir lernen, uns selbst zu akzeptieren und zu lieben. Diese Sichtweise bringt mich dazu, über meine eigene Identität und die Rolle des Individuums in der Gesellschaft nachzudenken.
Aber so wichtig die Autonomie des Individuums und die Bedeutung des freien Willens auch sind, wir dürfen sie nicht über die Gemeinschaft, über die sozialen Werte des Zusammenhalts und der Harmonie mit dem Leben stellen. Hier fühle ich eine besondere Nähe zur chinesischen Weisheit. Sie ist für mich wie ein ruhiger Fluss, der sanft durch die Landschaft fließt und alles, was er berührt, mit Leben erfüllt. Die chinesische Philosophie spricht nicht von der absoluten Wahrheit oder der ultimativen Freiheit, sondern von Harmonie, von einem Gleichgewicht, das wir in unserem Leben finden können. Es ist eine Philosophie, die mich einlädt, innezuhalten, die Schönheit um mich herum zu sehen und mich mit dem großen Ganzen verbunden zu fühlen.
Es gibt Zeiten, in denen ich mich nach der Tiefe des griechischen und deutschen Denkens sehne, nach den großen Fragen, die sie stellen. Aber immer wieder kehre ich zur chinesischen Philosophie zurück, die mir eine Ruhe gibt, die ich nirgendwo sonst finde. Sie zeigt mir, dass es in Ordnung ist, einfach zu sein, das Leben in seiner Einfachheit zu genießen, die Schönheit in den kleinen Dingen zu finden. Ein Weg, der mich immer wieder zur Weisheit der chinesischen Philosophie zurückführt, wo ich die Antworten finde, die mir den Frieden und das Verständnis geben, nach denen ich suche.
Chinesische Philosophen vom 6. Jhr. v.Chr. bis Heute
Betonte die grundlegende Güte der menschlichen Natur.
Jana Mänz
„Fotografie aus Leidenschaft“, das ist das Motto der 1976 in Halberstadt geborenen künstlerischen Fotografin und Buchautorin Jana Mänz. Als Natur- und Landschaftsfotografin zeigt sie uns die Welt auf ungesehene Weise. Die Abbildung der Wirklichkeit lässt sie dabei gerne hinter sich, um mit ganz eigener Handschrift Bilder zu schaffen, die im Gedächtnis bleiben. Gerne gibt Jana Mänz ihr Wissen weiter: Sie unterrichtet Fotografie und Bildbearbeitung.