Fotografie Tutorial: Worauf muss ich bei der Fotografie von Wald- und Wiesenpilzen achten?
Herbstzeit ist Pilzzeit, sagt man. Das ist zwar richtig, aber Pilze gibt es eigentlich das ganze Jahr über. Auch Essbare. Erst letztens habe ich gelernt, das es Pilze gibt, die ein eingebautes Frostschutzmittel besitzen und daher auch in der kalten Jahreszeit bei Frost und Schnee standhaft ihren Pilz stehen. Sie wachsen erst wieder, wenn der Schnee geschmolzen ist bzw. es wärmer geworden ist. Diese Pilze werden mit Vorliebe an den Weihnachtsfeiertagen gesammelt. Ich schweife aber vom Thema ab. Ich persönlich kann gerade mal einen Champignon von einem Fliegenpilz und einem Pfifferling unterscheiden und ich würde meine gesammelten Pilze eher nicht essen wollen. Stattdessen sammle ich sie mit meiner Kamera, denn Pilze sind wunderschöne Motive, zumal sie nicht weglaufen. Aber im letzteren liegt auch das fotografische Problem, warum die meisten Pilzbilder misslingen.
Worauf sollte man achten, wenn man Pilze fotografiert?
Pilze solltest du nicht von oben fotografieren. Das ist wie bei kleinen Kindern und der Portraitfotografie. Der Fotograf sollte sich auf Augenhöhe mit den Pilzen begeben, auch wenn das heißt, auf feuchten Waldböden zu liegen und vom Mücken oder Zecken geplagt zu werden.
Pilze blitzt man nicht. Sorry, aber das sieht unmöglich aus. Der Pilzhut bekommt hässliche weiße ausgerissene Flecken und im Hintergrund haben wir harte Schatten. Hier hilft nur eine höhere Iso, eine große Blende oder ein Stativ. Letzteres habe ich beim wandern nie dabei, ich gebe es zu, aber dann suche ich mir einen Ast, Stein oder nehme meinen Rucksack / Waldboden als stabile Unterlage.
Viele machen den Fehler und verwenden eine geschlossene Blende, sodass viel zu viel vom Hintergrund zu sehen ist. Eine Offenblende ist für Pilze viel schmeichelhafter, zumal du hier mit Unschärfen und Bokehs im Hintergrund spielen kannst.
Rück ihm auf den Hut! Pilze solltest du so nah wie möglich fotografieren. Ich benutze am liebsten mein 50mm Objektiv oder mein 60mm Makro. Solltest du aus den verschiedensten Gründen wie Brennnesseln, unwegbares Gelände, Schlamm etc. nicht so nah ran kommen, dann hilft ein Zoom-Objektiv. Doch hier wirst du unter Umständen wieder ein Stativ benötigen, ohne verwackeln die Bilder garantiert.
Achte auf die Beleuchtung. Oftmals fotografiere ich im dunklen Rotkäppchenwald die Pilze erst gar nicht, weil es viel zu dunkel ist. Ich suche mir am liebsten die Pilze am Waldesrand oder auf offenen Gelände. Pilze wie Fliegenpilze mögen auch die Sonne, diese findest du entlang der Wanderwege. Wenn die Sonne direkt auf den Hut scheint, achte auf Schatten. Vielleicht nimmst du einen faltbaren Reflektor mit auf Wanderschaft, um diese Schatten zu vermeiden bzw. den Pilz von der anderen Seite aufzuhellen?
Konzentriere dich beim Fotografieren auf die Umgebung. Hängen vielleicht Gräser ins Bild, ist der Hut richtig zu sehen? Stören Blätter oder Äste? Ich befreie an dieser Stelle ganz vorsichtig die Pilze von den störenden Bildelementen. Aber vorsichtig, nicht das der Pilz zu Schaden kommt. Ein bisschen schummeln ist hier erlaubt, schließlich wollen wir den Pilz so richtig in Szene setzten.
Wichtig: Der Bildschnitt. Pilze niemals mittig fotografieren (ok, Ausnahmen bestätigen die Regel).
Absolutes No-Go: Pilze mit dem Fuß umkippen, Pilze mit Myzel herausreißen (wenn dann schneidet man Pilze über den Boden ab) und achtlos wegschmeißen, nicht einmal für ein Foto! Pilze sind die Polizei des Waldes und es gibt viele Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Wenn du sie fotografierst, dann lass sie stehen wo sie sind. Nutze die Gegebenheiten vor Ort und wenn es nicht klappt, dann muss du auch kein Foto machen.
Das waren meine Hinweise zur Pilzfotografie. Vielleicht gehst du in den nächsten Tagen ein wenig in den Wald und versuchst, ein paar schöne Exemplare vor die Kamera zu bekommen. Ich würde mich freuen, wenn du ein paar deiner Aufnahmen mit mir teilen würdest.
Zuletzt kommentiert
Volkmar
Du schreibst : (wenn dann schneidet man Pilze über den Boden ab)
Das kann lebensgefährlich enden. Für die Bestimmung einiger Arten ist es notwendig den Pilz vollständig zu entnehmen. Die typischen gefährlichen Verwechslungen sind da Perlpilz und Pantherpilz, sowie Champignon und grüner Knollenblätterpilz.
VG Volkmar
Sigrid
Im Blog gibt es noch einen, immer noch nicht perfekten Versuch.
GZi
Ach was für schöne Pilz- und Herbstfotos und auch Gustavs Grimasse ist mal wieder ganz hervorragend und unterstreicht Deine Worte ganz wunderbar! das zweite Fotos ist absolut mein Lieblingsfoto!
Sigrid
Meine Pilzbilder aus der Konserve findest Du hier: http://forsthaus.blogspot.de/2012/10/pilze.html