Vintage Objektiv meets Kreative Foto-App
Endlich Wonnemonat Mai und alles steht in voller Blüte (den Schneefall von gestern vergessen wir mal schnell…). Für jeden Natur- insbesondere Blümchenfotografen das Eldorado des Jahres. Jetzt ist noch alles frisch und so lebendig und man spürt wie die Natur zum Leben erwacht. Ich denke, egal wie alt man im Leben wird – den Frühling im jeden Jahr neu erleben zu dürfen ist etwas ganz Besonderes. Und es gibt Fotograf*innen, die dieses Erlebnis auf eine einzigartige Art und Weise in ihren Bildern festhalten können. Ich muss gestehen, dass ich – fotografisch gesehen – dank Internet schon fast alles gesehen habe. Vieles kann mich nicht mehr überraschen oder begeistern. Dabei weiß ich, wie viel Zeit und Mühe in vielen Bildern steckt und trotzdem berühren sie mich nicht mehr. Das war vor vielen Jahren noch ganz anders, doch jetzt hat mich die Bilderflut so sehr gesättigt, dass ich selber an meinen eigenen Bildern verzweifeln möchte bzw. immer öfter keine Lust mehr habe, fotografieren zu gehen. Dabei gibt es auch heute noch, die Möglichkeit, zu überraschen. Es anders zu machen.
Aus diesem Grund möchte ich dir eine Fotografin vorstellen, die ich schon vor einiger Zeit über den Hashtag Vintageobjektive kennen gelernt habe. Ihre Blumenfotografie hat mich begeistert, aber auch zum grübeln veranlasst: Sind sie so fotografiert? Kann das analoge Pentacon 50mm oder das Minolta Rokkor 50mm diese Art von Bilder machen? In einem war ich mir sicher: Mein Trioplan100 kann es leider nicht. Ich recherchierte weiter. Kam auf ähnliche Effekte, bei denen die hintere mit der vorderen Linse im Objektiv getauscht werden. Aber da technisches Basteln nicht zu meinen Vorlieben gehört, legte ich diese wunderbare Idee wieder zu meinen unrealisierbaren Akten.
Wochenlang grübelte ich, schaute mir die Fotos genau an, versuchte herauszufinden, was diese Bilder so anders machen. Mein Neugierde war geweckt und ich weiß noch, vor ein paar Nächten kurz vorm Einschlafen passierte es: Bei einem Bild hatte ein Merkmal gesehen, dass ich von einem meiner „Little Planet“ Fotos kannte. Und das brachte mich auf die Idee, in Photoshop rumzuspielen und zu schauen, ob ich mit einem Filter einen ähnlichen Effekt erzeugen konnte. Aber ich war nicht zufrieden und löschte missmutig alle Ergebnisse.
Das ich der Wahrheit schon ganz nah dran war, erfuhr ich, als ich mit Katja Kontakt aufnahm: Eine einfache Smartphone-App.
Und ich dachte: „Wie genial ist das denn: analoges Vintageobjektiv trifft eine kreative Bildbearbeitungs-App“. Nun wollte ich wissen, wie Katja ihre Fotografie sieht, was ihre Philosophie ist, wie sie auf die Idee gekommen ist, diese App für ihre kreative Fotografie anderweitig zu verwenden und herausgekommen ist ein ganz persönliches Interview:
Liebe Katja, wie würdest du die Philosophie deiner Naturfotografie beschreiben?
Fotografie ist für mich absoluter Seelenbalsam. Es bringt Ruhe in meine Gedanken und in meinen Alltag und hinterlässt ein Gefühl der inneren Zufriedenheit in mir. Ich verschmelze mit meiner direkten Umgebung, gebe mich dem Augenblick des Tuns völlig hin und in mir entsteht fast automatisch ein Gefühl von Freiheit. Vermeintlich banale Momente/Motive/Situationen lerne ich als kleine Wunder der Natur schätzen und ich lerne Achtsamkeit mit mir und der Natur.
Was bedeutet Fotografie für dich persönlich?
Fotografie ist für mich ein kreatives Ausdrucksmittel, bei der ich versuche meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Vor allem dann, wenn ich Momente sehe, spüre und fühle, die ich nicht mit Worten ausdrücken kann und will. Ich entdecke Dinge, die andere nicht sehen und wahrnehmen und kann so auf sie aufmerksam machen, da sie in unserer Schnelllebigkeit und Hektik des Alltags viel zu oft unter gehen. Beim Fotografieren kann ich mich meinen Gedanken hingeben, ich erwarte nichts und möchte einfach nur in diesem Moment sein, um zu spüren, was meine Augen sehen und mein Herz fühlt.
Was fasziniert dich an der Fotografie mit den Vintage-Objektiven, was macht für dich den Reiz aus?
Jedes alte Objektiv hat seinen ganz eigenen speziellen Charakter. Es sind Objektive mit Charme, nicht perfekt und was früher als Abbildungsfehler galt, wird heute als Stilmittel und künstlerische Freiheit angesehen. Weit ab vom Mainstream heben sich alte Objektive vom Einheitsbrei moderner Objektive ab. Heute scheint die ganze Welt zu fotografieren und viele Fotos haben mehr oder weniger den gleichen Look. Das war mit ein Grund, warum ich unbedingt analoge Objektive an meiner digitalen Kamera ausprobieren wollte. Ich wollte zurück zur eigentlichen Fotografie, nicht mehr einfach nur drauf los knipsen, sondern ich wollte Zeit. Zeit die Situation zu erfassen, Zeit die richtigen Einstellungen an der Kamera und am Objektiv vorzunehmen, um bewusster und überlegter zu fotografieren. Ich hatte einfach das Bedürfnis mich mit meinen Fotos von der breiten Masse abzuheben.
Wie bist du darauf gekommen, Fotos die mit Vintage- Objektiven aufgenommen wurden mit einer Smartphone-App zu bearbeiten?
Ein Fotofreund zeigte in einer Werkschau Fotos die mit einer Smartphone-App bearbeitet wurden. Ein einziges Landschaftsfoto diente ihm als Basis. Von diesem Foto präsentierte er insgesamt sieben verschiedene Versionen seiner Bearbeitung mit der Smartphone-App „Little Planet“. Ich war von dieser Bearbeitungsidee sofort begeistert. Da ich aber in meinem Archiv nur sehr wenige Landschaftsfotos hatte, die sich dafür eigneten, dachte ich mir, warum nicht mit floralen Motiven ausprobieren? Meine ganz persönliche Idee war geboren. Denn ich liebe es Bilder zu kreieren, bei denen die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt.
„In der Natur erschafft das Licht die Farben.
Hans Hoffmann
Auf Bildern erschaffen die Farben das Licht.“
Was machst du, wenn du ein kreatives Loch hast?
Die Antwort fällt mir mittlerweile leicht. Nicht viel! Ich versuche entspannt zu bleiben. Zumindest heute kann ich es so einfach beantworten. Früher hätte mich so ein „kreatives Loch“ schlicht nervös gemacht. Aber im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass so eine, nennen wir es mal „kreative Pause“, absolut notwendig ist. Für mich ist dies ein positiver und natürlicher Prozess, denn es ist gut und hilfreich seinen eigenen Gedanken, Wünschen und vor allem Erwartungen an sich selbst mal ruhen zu lassen. Wie alles in der Natur braucht es die Balance zwischen kreativem Hoch und absolutem Nichtstun. Da ich von der Fotografie nicht leben muss, sehe ich solche Pausen als reinen Luxus. In solchen Phasen versuche ich nicht an Fotografie zu denken, lasse den Alltag einfach geschehen, gebe der „Langeweile“ Raum, hören Musik und lasse mich von meinem Mitmenschen und der Natur um mich herum inspirieren. Sich ohne Druck Zeit lassen im Denken und Handeln, ist im Nachhinein gesehen ein sehr kreativer Prozess und lässt auf wundersame Weise neue Ideen entstehen.
Jetzt, wo ich weiß, mit welcher App die Bilder bearbeitet werden, bin ich unglücklich darüber, dass ich „Circular“ nicht auf meinem Android-Smartphone ausprobieren kann.
Eine ähnliche App habe ich für Android noch nicht gefunden, aber die Suche danach, hat mich viele andere wundervolle Apps finden lassen, die ich in einem aktuellen Artikel veröffentlicht habe (hier für Android und ios).
Aber vielleicht ist das auch gut so, denn so muss ich meinen Weg auf einer anderen Art und Weise weitergehen und werde weiterhin Katjas Bilder bewundern. Vielleicht magst du ihr bei Instagram folgen und dich von ihren Fotos inspirieren lassen.
Ich wünsche dir eine wunderbare, kreative Woche!